Steirische Abfallwirtschaft: Müllentsorgung hat europäische Dimension
Graz (APA) - Der Verband der Abfallwirtschafter sieht angesichts der steigenden Abfallimporte nach Österreich eine europäische Mülldimension...
Graz (APA) - Der Verband der Abfallwirtschafter sieht angesichts der steigenden Abfallimporte nach Österreich eine europäische Mülldimension, wie es am Mittwoch in Graz in einer Pressekonferenz hieß. Dies sei auch an der jüngst bekannt gewordenen Übernahme des Hausmülls aus Rom durch die Verbrennungsanlage Dürnrohr kenntlich.
Österreich sei in den technischen Möglichkeiten zur Behandlung und Entsorgung des Abfalls weit fortgeschritten. Unternehmen wie Saubermacher sind stark in Süd- und Osteuropa engagiert. Teils würden auch Regierungen beraten, die ihre Abfallwirtschaft modernisieren wollen. Es gehe auch darum, europaweit die Stoffströme zu lenken. „Wenn jedes Land für alles selbst zuständig ist, wäre das nicht sehr sinnvoll“, sagte Professor Roland Pomberger von der Leobener Montan-Uni. Österreich könne in bestimmten Bereichen Anbieter für Mitteleuropa werden, so Pomberger. Es gebe spezielle Anlagen, da reichten zwei für die ganze Europäische Union.
Für den Präsidenten des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VÖEB) und Saubermacher-Chef Hans Roth ist die Industrie ein wichtiger Partner bei der Abfallbewältigung, sagte er und verwies etwa den südsteirischen Standort Retznei. Viele Länder wie Tschechien - auch ein starker Industriestandort - und Slowenien planten, ihre Recyclingquoten zu erhöhen. Andere Staaten gingen massiv von der Deponierung von Abfällen weg. Tschechien etwa erhalte Abfall aus Deutschland zur Entsorgung in Industriebetrieben, so Roth. In Österreich seien die Kapazitätsgrenzen jedenfalls ziemlich erreicht.
Gesprochen wird von großen Mengen an Abfall, etwa bei Holz: Im Jahr habe man im Schnitt 840.000 Tonnen Altholz davon z. B. rund 60.000 Tonnen Bahnschwellen, Masten und Ähnliches. Davon würden 150.000 Tonnen exportiert, z. B. aus grenznahen Bereichen, wenn eine Entsorgungsanlage in Deutschland näher liege. Rund 230.000 Tonnen werden den Angaben zufolge importiert. Der stoffliche Verbrauch liege bei rund 640.000 Tonnen, der thermische bei rund 200.000 Tonnen.
Karl Rose von der Grazer Karl-Franzens-Uni sagte u. a., kleinere Verbrennungsanlagen, in denen Müll verstromt werde, könnten zur Netzstützung genutzt werden, wenngleich dies wohl politisch und genehmigungsmäßig heikel sei: „Ich würde mir das nicht antun.“ Die Abfallentsorgung habe ja auch eine öffentliche und eine politische Dimension: „Da hat man ein System, in dem zum Beispiel in Rom auch der Bürgermeister darüber stürzen kann, wenn es nicht gelöst wird.“
Pomberger sagte weiters, Recycling passiere vor allem auch in der Industrie. Man müsse verhindern, dass die Abfallwirtschaft Dinge produziere, die keiner brauche. Da müsse sich auch etwas auf der Gesetzgebungsebene tun. Es gebe gute Anzeichen, dass das Abfallwirtschaftsgesetz geändert werde. „In den 1980er- und 1990er-Jahren ist der Schutzgedanke im Vordergrund gestanden, aber viele Regeln behindern mittlerweile das Recycling“, sagte Pomberger.
Die private Abfall-Entsorgungswirtschaft beschäftigt nach eigenen Angaben 27.000 Mitarbeiter direkt und über 43.000 Personen indirekt. Der VÖEB hat rund 220 Mitglieder. Betrieben werden rund 1.100 Anlagen, in denen rund 75 Prozent des in Österreich anfallenden Abfalls entsorgt bzw. behandelt werden. Der Umsatz der Branche belief sich zuletzt auf rund 4 Mrd. Euro im Jahr.