Fußball: Der Held von Wembley - Sir Geoffrey Hurst wird 75
London (APA/dpa) - Als dreifacher Torschütze im Finale der Fußball-WM 1966 wurde Geoff Hurst in England zum Helden. Das Spiel und besonders ...
London (APA/dpa) - Als dreifacher Torschütze im Finale der Fußball-WM 1966 wurde Geoff Hurst in England zum Helden. Das Spiel und besonders eines der drei Tore prägen sein Leben bis heute. Am Donnerstag (8. Dezember) feiert Sir Geoffrey seinen 75. Geburtstag.
Den wohl wichtigsten Treffer seines Lebens hat Hurst gar nicht selbst gesehen. In der Verlängerung des WM-Finales 1966 zwischen England und Deutschland lag er nach seinem Schuss mit dem Rücken zum Tor am Boden, als der Ball gegen die Querlatte prallte und dann auf der Linie aufkam. Der Treffer zum 3:2 zählte, aber das „Wembley-Tor“ ist auch 50 Jahre danach umstritten.
„Der Ball war mindestens einen Meter hinter der Linie“, scherzte Hurst im Interview mit FIFA TV. „Aber wenn man 24 Jahre alt ist und es 2:2 gegen Deutschland steht, dann will man für sein Leben gern glauben, dass der Ball die Linie überschritten hat. Und diesen Glauben habe ich bis heute.“ Dass Filmaufnahmen längst das Gegenteil beweisen, kann dem Torschützen egal sein. Die fehlenden Zentimeter können am Legendenstatus des Mannes aus Ashton-under-Lyne nichts mehr ändern.
Als einzigem Fußballspieler jemals gelangen dem damaligen Stürmer von West Ham United drei Tore in einem WM-Finale. Damit sicherte er England den größten und auch bisher einzigen Triumph in einem internationalen Turnier. Auch deshalb schlug ihn Königin Elizabeth II. 1998 zum Ritter. Dabei hatte es zunächst danach ausgesehen, als würde Hurst die WM im eigenen Land eher von der Ersatzbank erleben. „Ich würde nicht sagen, dass ich in die Kategorie der ‚Großen‘ gehörte“, räumte er später selbst ein.
Der 24-Jährige hatte erst wenige Monate zuvor gegen Deutschland (1:0) sein Länderspieldebüt gegeben. Deshalb setzte Teamchef Alfred Ramsey zum Turnierbeginn lieber auf Tottenham-Stürmer Jimmy Greaves, der schon 52 Länderspiele gemacht und dabei 43 Tore geschossen hatte. Doch Greaves verletzte sich vor dem Viertelfinale gegen Argentinien. Hurst nutzte seine Chance, erzielte den Siegtreffer zum 1:0 und überzeugte auch im Halbfinale gegen Portugal. Daraufhin durfte er im Finale gegen Deutschland spielen, obwohl Greaves wieder fit war.
„Ich war nicht besonders begabt“, sagte Hurst der britischen Zeitung Daily Mail. „Ich war nicht der beste Spieler in der Schule, nicht im Bezirk, nicht bei West Ham oder für England. Aber ich hatte ein gutes Timing.“ Die Partie vom 30. Juli 1966 prägt seitdem sein Leben. „Es wird in den letzten 50 Jahren gelegentlich einen Tag gegeben haben, an dem mich niemand auf 1966 ansprach“, vermutet Hurst, „aber ich kann mich kaum an einen erinnern.“ Der Ruhm sei nun mal der Preis des Erfolgs. Es gebe Schlimmeres, „als dafür berühmt zu sein“.
Mit wettbewerbsübergreifenden 499 Spielen und 248 Toren für West Ham United von 1959 bis 1973 ist er für die Anhänger der „Hammers“ auch jenseits der Nationalelf eine Legende. Ein Meistertitel in der englischen Liga war ihm zwar nicht vergönnt. Doch 1965 gewann er mit West Ham durch ein 2:0 gegen 1860 München den Europacup der Cupsieger. So feierte er die beiden größten Erfolge seiner Fußballer-Karriere gegen deutsche Teams.
Auch seine bittersten Niederlagen sind eng mit Deutschland verbunden. Bei der WM 1970 in Mexiko schied er mit England im Viertelfinale trotz großer Leistung durch ein 2:3 gegen die DFB-Elf aus. Zwei Jahre später absolvierte Hurst wiederum im Wembley-Stadion gegen Deutschland das letzte seiner 49 Länderspiele und verlor mit 1:3. Doch wie in den vergangenen 50 Jahren wird ihn wohl auch in Zukunft niemand auf diese Spiele ansprechen.