TUI-Konzern trotzt Türkei-Krise - Brexit-Folgen belasten
Hannover (APA/dpa-AFX) - Der weltgrößte Reisekonzern TUI hat der Türkei-Krise 2016 voraussichtlich weitgehend getrotzt. Einen herben Buchung...
Hannover (APA/dpa-AFX) - Der weltgrößte Reisekonzern TUI hat der Türkei-Krise 2016 voraussichtlich weitgehend getrotzt. Einen herben Buchungseinbruch bei Türkei-Reisen nach Anschlägen in Istanbul konnte der Veranstalter mit Angeboten für andere Ziele mehr als wettmachen und zählte insgesamt mehr Kunden als ein Jahr zuvor.
Wenn Vorstandschef Fritz Joussen am Donnerstag die Bilanz für das Ende September abgelaufene Geschäftsjahr vorlegt, wird sich zeigen, ob der Konzern auch seinen Nettogewinn von zuletzt 340 Millionen Euro gesteigert hat. Der gelungene Verkauf der Sparte Hotelbeds dürfte sich jedenfalls positiv auswirken.
Sein Gewinnziel für das Tagesgeschäft hatte Joussen Ende September angehoben. Statt um mindestens zehn Prozent soll das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf Unternehmenswerte (Ebita) demnach im Vergleich zum Vorjahr um 12 bis 13 Prozent zulegen. TUI rechnet dabei allerdings Sondereffekte, Währungskurs-Schwankungen und die inzwischen verkaufte Sparte Hotelbeds heraus. Im vorangegangenen Geschäftsjahr hatte das bereinigte Ebita ohne Hotelbeds 1,0 Milliarden Euro betragen.
Nach dem Votum der Briten für einen Austritt aus der EU dürfte der Wertverlust des britischen Pfunds TUI allerdings belasten. Britische Urlauber stellen einen Großteil der TUI-Kundschaft. Bei Europas zweitgrößtem Reiseveranstalter Thomas Cook (Neckermann Reisen, Condor) hatte das schwache Pfund zwar den Absturz in die roten Zahlen verhindert. Thomas Cook bilanziert jedoch in Pfund, TUI hingegen in Euro. Der Effekt dürfte daher umgekehrt ausfallen. Analysten erwarten dennoch, dass der TUI-Konzern seinen Anteilseignern eine Dividende von 61 Cent je Aktie auszahlt - das wären 5 Cent mehr als im Vorjahr.
Auf großes Interesse dürften bei der Bilanzvorlage die Zukunftspläne für die deutsche Konzern-Fluggesellschaft TUIfly stoßen. TUI will die Tochter in eine neue, gemeinsame Ferienfluggesellschaft mit der bisherigen Air-Berlin-Tochter Niki einbringen. Der geplante Deal ist Folge der finanziellen Schieflage von Air Berlin, deren Kernflotte nun um etwa die Hälfte auf 75 Maschinen schrumpfen soll. Die 41 Maschinen zählende Tuifly soll zusammen mit der österreichischen Niki einen neuen Ferienflieger mit gut 60 Flugzeugen bilden. Air Berlins Großaktionärin Etihad will Niki den Berlinern dazu für 300 Millionen Euro abkaufen.
Der TUI-Aufsichtsrat hat den Weg für das Bündnis zwar schon grundsätzlich freigemacht. Das Geschäft ist aber auch wegen kartellrechtlicher Prüfungen bisher ebenso wenig in trockenen Tüchern wie Air Berlins Vereinbarung mit der Lufthansa, die 40 Air-Berlin-Jets samt Besatzung langfristig mieten will.
~ ISIN DE000TUAG000 WEB http://www.tui-group.com/de ~ APA037 2016-12-08/06:45