Doppelte Hommage an Stararchitektin Zaha Hadid in London
London (APA/dpa) - Lange bevor Zaha Hadid 1993 mit ihrem berühmten Vitra-Feuerwehrhaus in Weil am Rhein ihr erstes architektonisches Zeichen...
London (APA/dpa) - Lange bevor Zaha Hadid 1993 mit ihrem berühmten Vitra-Feuerwehrhaus in Weil am Rhein ihr erstes architektonisches Zeichen setzte, brachte sie ihre Ideen und Visionen mit Pinsel und Farbe zum Ausdruck. Die künstlerische Seite der gelernten Mathematikerin wird in einer neuen Ausstellung in London enthüllt, die rund 120 Gemälde und Tintenzeichnungen Hadids präsentiert.
„Hadid nutzte Malen und Zeichnen als Werkzeuge für die Veranschaulichung ihrer Vorstellungen von Architektur“, sagte Kuratorin Amira Gad der Deutschen Presse-Agentur zur Ausstellungseröffnung am Donnerstag. Hadid, die im März dieses Jahres im Alter von 65 Jahren in Miami (USA) einem Herzinfarkt erlag, hatte noch maßgeblich an der Konzeption der Schau „Zaha Hadid: Early Paintings and Drawings“ mitgewirkt. Die Ausstellung ist im Sackler-Flügel der Serpentine Gallery im Hyde Park in London zu sehen. Den für sie typischen „Kurven“-Anbau der Galerie hatte Hadid 2013 selbst eingeweiht.
Nur einen Steinwurf entfernt, im Science Museum in South Kensington, wurde ebenfalls am Donnerstag eine von Hadids Architektenbüro entworfene neue Galerie über die Geschichte und alltägliche Relevanz der Mathematik eröffnet. Über dem Innenraum der Winton-Galerie schwebt ein gigantisches kurvenreiches Dach, das von violettem Licht durchflutet wird. Es soll zugleich den Windtunnel für das Hauptexponat, ein über dem Besucher schwebendes Testflugzeug des Typs Handley Page von 1929, andeuten.
Kursive Fußbodenlinien und geschwungene Sitzbänke sollen Luftstrom und Aerodynamik suggerieren. Die neue Galerie, so Museumsdirektor Ian Blatchford, sei eine „noble und dauerhafte Hommage“ an Hadid. Die abstrakten, perspektivischen und mehr-dimensionalen Gemälde in der Serpentine Gallery zeigen laut Kuratorin Gad, dass Hadid dem heutigen digitalen Zeitalter weit voraus war. Zu sehen sind unter anderem futuristische Visionen von Projekten wie der Hamburger Hafenstraße, ein in rot und kobaltblau gehaltener „Master-Bauplan“ für Berlin und ein Acryl-Gemälde zum Rheinauhafen in Köln, auf dem verschwommen graue Hochhäuser und rote Kirchtürme zu erkennen sind.
Abstrakte Formen, fließende Linien, die Abneigung gegen rechte Winkel sowie die Schwingungen und Kurven der frühen kalligrafischen Zeichnungen und Skizzen sind deutliche Hinweise auf den für Hadid typischen Architektur-Stil. „Ich liebe Zeichnungen und Modelle, weil man dabei Fehler machen kann und so gezwungen wird, die Dinge anders zu sehen“, sagte Hadid einmal.
Erklärt wird in der Ausstellung auch ihre Faszination für die russische Avantgarde - und insbesondere den Maler Kasimir Malewitsch. Sein abstraktes Werk habe Kreativität und Erfindungsgeist in völlig neue Bahnen gelenkt, sagte Hadid 2007. Ein von Malewitsch inspiriertes Gemälde Hadids mit dem Titel „Tektonik, die große Utopie“ ist in der Ausstellung zu sehen. Mit ihrem Leitsatz, dass das „Experimentieren nie aufhören darf“, habe sich Hadid einen festen Platz als radikale Wegbereiterin der modernen Architektur gesichert, sagte Serpentine-Direktor Hans-Ulrich Obrist zur Ausstellungseröffnung.
(S E R V I C E - www.serpentinegalleries.org)