Johnson wirft Saudi-Arabien und Iran „Stellvertreter-Kriege“ vor
London (APA/AFP) - Der britische Außenminister Boris Johnson hat Saudi-Arabien und dem Iran vorgeworfen, „Stellvertreter-Kriege“ im Nahen Os...
London (APA/AFP) - Der britische Außenminister Boris Johnson hat Saudi-Arabien und dem Iran vorgeworfen, „Stellvertreter-Kriege“ im Nahen Osten zu führen. Es sei eine „Tragödie“, dass Politiker in der Region zur Durchsetzung ihrer Ziele „Religion verdrehen und missbrauchen“, sagt Johnson in einer am Donnerstag bekannt gewordenen Videoaufnahme.
Diese Politiker hätten „nicht genug Größe und Charakter“, um über ihre sunnitischen oder schiitischen Gruppeninteressen hinaus zu sehen, fügte der britische Außenminister hinzu. Die Äußerungen machte Johnson bei einer Konferenz in Rom in der vergangenen Woche, das Video wurde nun auf der Internetseite der britischen Tageszeitung „The Guardian“ veröffentlicht. Vor allem der verbale Ausfall gegen den traditionellen Verbündeten Saudi-Arabien wurde von Kommentatoren als schwerer diplomatischer Fehler Johnsons gewertet, der erst knapp ein halbes Jahr im Amt ist.
Das Außenministerium in London versicherte nach Bekanntwerden des Videos umgehend, dass Großbritannien ein enger Verbündeter Saudi-Arabiens sei. „Alle Vermutungen, dass das Gegenteil der Fall sei, sind falsch und eine Fehlinterpretation der Fakten.“
Dem sunnitischen Saudi-Arabien und dem schiitischen Iran wird immer wieder vorgeworfen, im Jemen und in Syrien an Stellvertreter-Kriegen über Macht und Einfluss in der Region beteiligt zu sein. Dass dies ein westlicher Diplomat offen sagt, ist aber sehr ungewöhnlich.