Park Geun-hye - Vom Polit-Star zur Hassfigur in Südkorea
Seoul (APA/AFP) - Ihr Sturz ist tief: Als „Prinzessin“ wurde Park Geun-hye verehrt, Wahlen gewann sie mit Leichtigkeit. Nun steht die südkor...
Seoul (APA/AFP) - Ihr Sturz ist tief: Als „Prinzessin“ wurde Park Geun-hye verehrt, Wahlen gewann sie mit Leichtigkeit. Nun steht die südkoreanische Präsidentin vor dem politischen Aus. Am Freitag entscheidet das Parlament, ob sie wegen eines Korruptionsskandals ihres Amtes enthoben werden soll.
Um die dazu notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit zu erreichen, müssten auch rund 30 Mitglieder der Regierungspartei Saenuri dafür stimmen. Unwahrscheinlich ist das nicht, denn auch den eigenen Reihen ist Park mittlerweile umstritten.
Schon als Kind war Park im ganzen Land bekannt und beliebt: als Tochter des langjährigen Präsidenten Park Chung-hee, der 1961 durch einen Militärputsch an die Macht kam. Als 1974 erst ihre Mutter ermordet wurde und fünf Jahre später auch ihr Vater einem Attentat seines Sicherheitschefs zum Opfer fiel, brachte das der verwaisten Tochter noch mehr Sympathien ein.
Die Menschen sahen in ihr eine junge Frau, die sich selbst von solch schweren Schicksalsschlägen nicht unterkriegen lässt. Mit Politik wollte Park in den folgenden Jahren nichts mehr zu tun haben. Doch 1998, als das Land unter der asiatischen Wirtschaftskrise litt, änderte sie ihre Meinung, trat bei der Parlamentswahl an - Südkorea hatte den Weg der Demokratie eingeschlagen - und hatte auf Anhieb Erfolg.
Unter den älteren, konservativen Koreanern wurde sie schnell zum Star. Dass Park nie geheiratet hat, sprach nach Ansicht vieler Koreaner sehr für sie in einem Land, in dem nicht wenige Führungsfiguren in Korruptionsfälle innerhalb der Familie verwickelt waren. Viele Südkoreaner verbanden mit Park die Hoffnung, dass sie wie ihr Vater die Wirtschaft in Schwung bringen würde.
Bei anderen hingegen rief Park die Menschenrechtsverletzungen unter der Führung ihres Vaters in Erinnerung. Im Positiven wie im Negativen - den Schatten ihres Vaters wurde sie als Politikerin nie los.
Doch eine Mehrheit der Wähler hielt stets treu zu ihr und half Park, nachdem sie 2012 als erste Frau ins Präsidentenamt gewählt worden war, diverse Krisen zu überstehen. Zum Beispiel jene nach dem Fährunglück 2014, bei dem mehr als 200 Schüler ums Leben kamen.
Der Skandal um Parks Freundin und Beraterin Choi Soon-sil wurde nun aber auch den treuesten Anhängern zu viel. Choi soll ihre Beziehungen zu Park genutzt haben, um Millionenspenden für Stiftungen einzutreiben und sich dabei persönlich zu bereichern. Diese Affäre hat die einst traumhaften Beliebtheitswerte der 64 Jahre alten Präsidentin in den Keller rauschen lassen.
Hunderttausende Südkoreaner versammeln sich nun Woche für Woche, um den Rücktritt der Staatschefin zu fordern. „Ich fühle mich so betrogen - weil ich ihr so sehr vertraute“, sagt Kim Young-rah, eine der Demonstrantinnen. Als Kind sei Park die „Prinzessin“ für sie gewesen, später die „vorbildliche und unbestechliche“ Politikerin, erzählt die 62-Jährige und schwenkt ein Transparent. „Werft Park Geun-hye ins Gefängnis!“ steht darauf zu lesen.