Streit um Fachkräftemangel im heimischen Tourismus
Weil Touristiker händeringend nach Köchen suchen, soll der Job auf die Mangelberufsliste. Grüne wollen die Attraktivität des Berufs erhöhen.
Wien, Innsbruck –Der Streit um den Fachkräftemangel vor allem im Tourismus in den westlichen Bundesländern geht weiter. Die Grünen wollen die Arbeitsbedingungen verbessern und damit die Attraktivität der Jobs erhöhen. Die Wirtschaftskammer (WK) plädiert hingegen dafür, dass betroffene Regionen die Chance haben sollten, Kräfte aus EU-Drittstaaten zu holen.
Tatsächlich zeigen Daten des AMS, dass viele Jobs im Tourismus in Tirol derzeit unbesetzt sind. Im November 2016 zählte das AMS 1172 offene Stellen im Bereich Be-herbergung und Gastronomie.
Die Grünen stellen nächste Woche dazu ein Maßnahmenpaket vor. Darin sollen Überstunden für „arbeitsarme“ Zeiten angesammelt werden. Dadurch soll die Beschäftigungsdauer über das ganze Jahr verbessert werden. Zudem ist ein „Umstiegsfonds“ angedacht, der durch einen 1-Cent-Beitrag pro Arbeitsstunde durch die Arbeitgeber finanziert werden soll. Die Fachkräfte sollen damit die Möglichkeit auf eine berufliche Umorientierung erhalten. Um dem West-Ost-Gefälle entgegenzuwirken, wollen die Grünen die Mobilität der Fachkräfte durch regionale Entwicklungsprogramme fördern.
Die WK hat einen anderen Vorschlag. Köche und Restaurantfachkräfte sollen in die Mangelberufsliste aufgenommen werden. Dadurch könnte man Fachkräfte aus Drittstaaten nach Österreich holen, weil diese ein Anrecht auf eine Rot-Weiß-Rot-Card erhalten würden. Für die Aufnahme gilt jedoch das österreichweite Verhältnis von offenen Stellen und Arbeitssuchenden. Regionale Bedürfnisse werden jedoch nicht berücksichtigt.
„Eine regionale Betrachtung, mit der wir nicht einfach alles über einen Kamm scheren“, sei notwendig, meint Petra Nocker-Schwarzenbacher, Obfrau der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der WK. Demnach fallen in Tirol und Salzburg auf einen gesuchten Koch 0,6 vermittelbare Köche. In Niederösterreich und Wien gebe es für jede offene Stelle 3,3 beziehungsweise 4,5 vermittelbare Köche.
Der Vorarlberger Tourismus-Landesrat Karlheinz Rüdisser (ÖVP) fordert bereits, einzelne Berufe der Sparte in die Liste der Mangelberufe aufzunehmen.
„Der Ruf nach billigen Arbeitskräften wird das Problem nicht lösen“, kritisiert hingegen Berend Tusch, von der Gewerkschaft vida. Er verweist auf die notwendige Einhaltung der Arbeitszeitgrenzen und ordentliche Arbeitsbedingungen.
Die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) hofft auf konstruktive Verhandlungen. Sie appelliert damit an die Gewerkschaft, welche sich „jeder sachlichen Arbeit“ verweigere.
Laut Kollektivvertrag erhält ein Koch ca. 1500 Euro brutto für einen Vollzeitjob. Dies ist eine Spur weniger als der Mindestlohn im Handel. (APA, TT)