Tiroler zweiter Klasse? Verbände retten Skigebiete
Innsbruck – Es ist eine emotionale Diskussion, die Arbeiterkammerpräsident Erwin Zangerl (VP) losgetreten hat. Aus seiner Sicht werden die T...
Innsbruck –Es ist eine emotionale Diskussion, die Arbeiterkammerpräsident Erwin Zangerl (VP) losgetreten hat. Aus seiner Sicht werden die Tiroler im Tourismus immer häufiger zu Gästen zweiter Klasse degradiert. Mehr hat es nicht gebraucht. Touristiker wie der Chef des Verbands der Tourismusverbände Alfons Parth („Wer solche Behauptungen in den Raum stellt, betreibt billige Polemik auf dem Rücken einer Branche“) oder der Leiter der Tourismusabteilung im Land Gerhard Föger wehren sich. Seilbahner-Chef und Wirtschaftsbundobmann Franz Hörl (VP) weist seinen Parteikollegen Zangerl darauf hin, dass die tourismusbedingten Einnahmen ein unersetzbarer Bestandteil zur Finanzierung der Infrastruktur seien, von der Gäste wie auch Einheimische gleichermaßen profitieren. „Ohne diese Einnahmen wäre ein so facettenreiches Freizeitangebot in Tirol undenkbar.“
Es sind gerade die von Zangerl heftig kritisierten Tourismusverbände, die zuletzt massiv in touristische Infrastruktur investieren mussten, weil Gemeinden bzw. private Unternehmer nicht mehr dazu in der Lage sind. Andererseits bringen die so genannten Bürgermeisterlifte viele Gemeinden in finanzielle Schwierigkeiten. Wirtschaftlich lassen sie sich kaum mehr führen. So musste das um mehr als 25 Mio. Euro wieder errichtete Skigebiet Muttereralm 2011 unter den Rettungsschirm des „Tourismusverbandes Innsbruck und seine Feriendörfer“ flüchten. Der TVB übernahm 65,7 Prozent der Anteile.
In Osttirol geht ohne Tourismusverband fast nichts mehr. Das wurde auch zur viel kritisierten finanziellen Gratwanderung. Allein von 2010 bis 2013 gewährte der TVB Osttirol 12,6 Mio. Euro an Investitionszuschüssen. Für FP-NR Gerald Hauser braucht es diese Finanzspritzen, obwohl mehr Geld für Marketing nötig wäre. „Aber ohne TVB würde es ganz schlecht aussehen. Davon profitieren natürlich die Einheimischen genauso.“ Als Beispiele nennt Hauser die Skischaukel Kals/Matrei, Sillian oder das Zettersfeld.
142,8 Mio. Euro lukrierten die 34 Tourismusverbände 2013 aus Pflichtbeiträgen und Aufenthaltsabgaben, 35,4 Mio. Euro davon wurden für Freizeitinfrastruktur aufgewendet. Hörl erinnert Zangerl außerdem an zahlreiche Vergünstigungen wie Freizeittickets, die den Einheimischen ermäßigten Zugang zu den Erholungs- und Freizeiteinrichtungen ermöglichen. Eine „zweite Klasse“ kann er nicht erkennen. „Ein Paradebeispiel ist die Seilbahnbranche. Trotz Widerstands aus Brüssel bieten wir unverändert Einheimischenpreise an und bevorzugen somit unsere Tiroler.“
Der Präsident der Tiroler Tourismusvereinigung Josef Falkner geht mit dem AK-präsident ebenfalls hart ins Gericht: „Wir brauchen keine Hetzer, sondern echte Sozialpartner, mit denen man all die anstehenden Probleme gemeinsam für unsere Menschen lösen kann.“ (pn)