Elbphilharmonie: Die zehn großen Konkurrenten der Hamburger
Hamburg/Wien (APA/dpa) - Am 11. Jänner eröffnet in Hamburg die jetzt schon ikonografische Elbphilharmonie, die in den Kreis der zehn besten ...
Hamburg/Wien (APA/dpa) - Am 11. Jänner eröffnet in Hamburg die jetzt schon ikonografische Elbphilharmonie, die in den Kreis der zehn besten Konzertsäle der Welt vorstoßen soll. Hierfür verantwortlich ist die japanische Akustikkoryphäe Yasuhisa Toyota. Er zeichnete auch schon für den Raumklang der Walt Disney Concert Hall in Los Angeles und der Philharmonie de Paris verantwortlich.
Ein Blick auf die wohl zehn größten Konkurrenten der Hamburger beim Kampf um die Top Ten in alphabetischer Reihenfolge:
~ STERDAM CONCERTGEBOUW: Das Concertgebouw wurde 1888 eröffnet.
Der Architekt Adolf Leonard van Gendt ließ sich dabei
vom 1884 eröffneten Neuen Gewandhaus in Leipzig
inspirieren. In der Innenausstattung sind aber auch
Merkmale des Jugendstils zu erkennen. Der Große Saal hat
1.962 Plätze und ist nach dem Schuhschachtel-Prinzip
gebaut - mit ein bisschen Weinberg-Architektur: das
Orchester ist auf der Frontalbühne von steil
ansteigenden Sesselreihen umrahmt. Zum 125-jährigen
Jubiläum 2013 verlieh Königin Beatrix den Titel
Koninklijk (Königlich). BERLIN PHILHARMONIE: Die Berliner Philharmonie wurde nach
Entwürfen von Hans Scharoun 1963 mit Beethovens 9.
Sinfonie eröffnet. Wegen ihrer eigentümlichen,
zirkusartigen Bauform mit dem Konzertpodium in der Mitte
wurde die Philharmonie bereits kurz nach Fertigstellung
scherzhaft „Zirkus Karajani“ genannt, in Anspielung auf
den damaligen Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker
Herbert von Karajan. Noch heute gilt die Philharmonie
als Vorbild für alle Konzertsäle, die nach dem
Weinberg-Prinzip gebaut sind. Kritiker loben neben der
Akustik die intime Atmosphäre und die Nähe zum Publikum. BOSTON SYMPHONY HALL: Die im Renaissancestil erbaute
Konzerthalle wurde nach dem Vorbild des Leipziger
Gewandhauses entworfen und 1900 eingeweiht. Die
Gestaltung des Innenraums ist quaderförmig und wurde
nach Vorbildern wie dem Concertgebouw in Amsterdam oder
dem Wiener Musikverein konstruiert. Da die Bühne
trichterförmig gebaut ist und die Proportionen
entsprechend gut sind, soll sich das Orchester selbst
besonders gut hören können, was die Musiker des Boston
Symphony bestätigen. LOS ANGELES WALT DISNEY CONCERT HALL: Das futuristisch wirkende
Gebäude aus rostfreiem Stahl wurde von Frank Gehry
entworfen und 2003 eröffnet. Es hat die Form eines
großen Segelschiffes mit gebogenen und gewellten
Umrissen. Seinen Namen verdankt die Halle der
Disney-Witwe, die 50 Millionen Dollar spendete. Während
die Architektur gemischte Meinungen hervorrief, wurde
die Akustik des Konzertsaals allgemein gelobt. LUZERN KULTUR- UND KONGRESSZENTRUM (KKL): Der französische
Architekt Jean Nouvel entwarf das moderne Konzerthaus,
1998 wurde es mit einem Konzert der Berliner
Philharmoniker unter der Leitung von Claudio Abbado
eröffnet. Der Konzertsaal am Vierwaldstättersee mit
1.800 Plätzen ist eher konventionell und als klassische
Schuhschachtel gebaut. Der hochkarätige Saal,
eingerichtet von Akustiker Russel Johnson, verfügt über
Klang- und Echokammern, die auf die unterschiedlichen
Anforderungen der gespielten Musik abgestimmt werden
können. NEW YORK CARNEGIE HALL: Die Carnegie Hall wurde von William
Burnet Tuthill als Ziegelsteinbau im italienischen
Renaissancestil entworfen. Zur Eröffnung 1891 kam
Komponist Peter Tschaikowsky höchstpersönlich. Das
Gebäude trägt den Namen von Andrew Carnegie, der den Bau
finanzierte. Der große Saal heißt seit der Renovierung
1986 „Isaac Stern Auditorium“ und bietet Sitzplätze für
2.800 Zuschauer auf fünf Ebenen. Neben Klassikstars wie
Leonard Bernstein, Maria Callas, Enrico Caruso, Vladimir
Horowitz, Gustav Mahler, Sergej Rachmaninow und Arthur
Rubinstein standen auch Größen aus anderen Genres auf
der Bühne wie Duke Ellington, Ray Charles oder Edith
Piaf. PARIS PHILHARMONIE: Die Philharmonie de Paris des
französischen Architekten Jean Nouvel wurde am 15.
Jänner 2015 eröffnet. Nouvel hatte die Feier
boykottiert, weil das Konzerthaus bei seiner Eröffnung
noch nicht fertig war und er für die Kostensteigerung
von 200 auf rund 380 Millionen Euro verantwortlich
gemacht wurde. Die Bühne ist in der Mitte des Saals
angeordnet mit aufsteigenden Rängen wie in der
Elbphilharmonie, für die Akustik sind Harold Marshall
und Yasuhisa Toyota verantwortlich. Die spektakuläre
Außenhaut besteht aus 340.000 stilisierten Vögeln
verschiedener Größen und Grautönen aus Aluminium. TOKIO SUNTORY HALL: Das Konzerthaus von 1986 ist eines der
ersten Werke des japanischen Akustikers Yasuhisa Toyota,
der auch für die Akustik der Elbphilharmonie
verantwortlich ist. Es ist der erste nach dem Vorbild
der Berliner Philharmonie konstruierte Weinberg-Saal
Japans und wurde deshalb auch von den Berliner
Philharmonikern und Herbert von Karajan eröffnet.
Benannt ist es nach dem japanischen Getränkehersteller
Suntory, der das Konzerthaus finanziert hat. Der große
Saal bietet 2.006 Plätze, die Wandvertäfelung besteht
aus hellem Eichenholz - genau wie die Whisky-Fässer von
Suntory. WIEN KONZERTHAUS: Das Wiener Konzerthaus verbindet Elemente
des späten Historismus, des Sezessionismus und des
Jugendstils und wurde 1913 in Anwesenheit von Kaiser
Franz Joseph I. eröffnet. Auf dem Programm standen
Beethovens 9. Sinfonie und ein neues Werk von Richard
Strauss - das Nebeneinander von Tradition und Moderne
sollte so schon im ersten Konzert des Hauses deutlich
werden. Die drei Säle - alle auf einer Ebene gelegen und
dennoch akustisch voneinander unabhängig - sollten
breitere Bevölkerungsschichten ansprechen als der nur
200 Meter entfernte traditionsreiche Wiener Musikverein.
MUSIKVEREIN: Das Gebäude von 1870 wurde von Theophil von
Hansen im historisierenden Stil nach Vorbildern aus der
griechischen Antike gebaut. Der Goldene Saal bietet
1.744 Sitzplätze und 300 Stehplätze und ist mit einem
Deckengemälde und Plastiken versehen. Der Saal mit
seiner Quaderform gilt als Vorbild für das
„Schuhschachtel-Prinzip“, andere berühmte Säle mit
ausgezeichneter Akustik wurden in der Zeit von 1870 bis
1900 ebenfalls als Schuhschachteln mit vielen
schallstreuenden Flächen erbaut. Die Gründe für die
ausgezeichnete Akustik sind zum Teil unbeabsichtigte
Zufälle: Hansen musste sich auf seine Intuition
verlassen, da es Studien über Raumakustik erst im 20.
Jahrhundert gab. ~