In Osttirol leben die kinderreichsten Familien
Wo leben die größten Familien, wo die meisten Singles, und in welchem Ort herrscht Männermangel? Ein Gemeinderanking der Tiroler Landesstatistik gibt Einblicke.
Von Michaela S. Paulmichl
Innsbruck –Die kleinste und die älteste Gemeinde Tirols haben einiges gemeinsam: Beide belegen im aktuellen Tiroler Gemeinderanking gleich mehrere Spitzenplätze. Gramais, weil es die wenigsten Hauptwohnsitze hat (51) – die kleinste Gemeinde von ganz Österreich nimmt mit 1,6 Einwohnern pro Quadratkilometer nach Kaisers (1 Einwohner) außerdem den zweiten Platz bei den Orten mit der niedrigsten Bevölkerungsdichte ein. Und war 2015 zudem der Ort mit den niedrigsten Abgabenertragsanteilen bei den Gemeindefinanzen (52.077). Am höchsten und über 3000-mal so hoch wie in Gramais (174,8 Mio.) waren diese in Innsbruck.
Auch Unterperfuss ist in mehrfacher Hinsicht speziell: 55,4 Jahre sind absoluter Rekord beim Durchschnittsalter, zweitälteste Gemeinde ist mit Abstand Steinberg am Rofan (47,7 Jahre). Am jüngsten sind die Menschen in Rohrberg (35,9 Jahre). Unterperfuss ist Schlusslicht bei der Erwerbsquote (40,7 Prozent) und Dritter bei den Familien ohne Kindern (45,2 Prozent) – nach Rattenberg (49) und Jungholz (46,1). Dass dort im vergangenen Jahr anteilsmäßig bei Weitem die meisten Menschen starben, führt zur Erklärung für die besondere Situation der kleinen Gemeinde mit 226 Einwohnern. Unterperfuss ist Sitz eines großen Alten-und Pflegewohnheims mit rund 70 Betten. Insgesamt 75,2 Gestorbene pro 1000 Einwohner, das sind mehr als doppelt so viele wie in Spiss (33,9), das mit Riesenabstand folgt.
Die Landesstatistik Tirol hat nach dem vergangenen Jahr nun zum zweiten Mal ein jährliches Gemeinderanking von A wie Alter bis Z wie Zweitwohnsitze erstellt (www.tirol.gv.at/statistik). „Langfristig geht es darum, die Entwicklung im Land zu verfolgen und daraus notwendige Maßnahmen in die Wege zu leiten“, wie Amtsleiter Manfred Kaiser sagt. Etwa wenn es um die Errichtung neuer Kinderbetreuungseinrichtungen oder Altenwohnheime geht. Die Extremwerte werden in Tirol aus Daten aus diversen Registern zusammengestellt, die größtenteils zentral in Wien bei Statistik Austria liegen. Damit alles anonym bleibt, wie Kaiser versichert, werden die personenbezogenen Daten mit dem sogenannten „bereichsspezifischen Personenkennzeichen verschlüsselt,“ das ist ein mehr als 100-stelliger Code aus Buchstaben und Ziffern, den ausschließlich die Datenschutzstelle beim Innenministerium mit entschlüsseln könnte.
Der Vergleich mit 2014 zeigt, dass Innsbruck in nur einem Jahr um 4044 Menschen gewachsen ist, das ist tirolweit die höchste Zunahme, gefolgt von Kufstein mit nur 317 neuen Bürgern. Die Familien mit den meisten Kindern – vier oder mehr – leben in Osttirol, in Innervillgraten mit einem Anteil von 15,4 Prozent und St. Johann im Walde (7,9). Auch die größten Haushalte mit fünf und mehr Personen finden sich alle in Osttirol, ganz vorne wieder Innervillgraten (36,9 Prozent) vor Außervillgraten (25,6) und Prägraten (25). Den größten Ausländeranteil in Tirol hat Jungholz (61,4 Prozent), was wohl auf die Lage zurückzuführen ist, die Gemeinde ist nur von Deutschland aus erreichbar. Seefeld hat Platz 2 (31,7), die wenigsten Ausländer gibt es in Außervillgraten (0,5). Bei den Orten mit dem geringsten Männeranteil stechen wieder Gramais und Unterperfuss hervor. Dort leben nur 594 bzw. 687 Männer auf 1000 Frauen.