„Tod dem Daesh“: Schiiten demonstrieren gegen den IS
Die Jihadistenmiliz ist in Afghanistan in jeder dritten Provinz aktiv.
Herat – Im Nordwesten Afghanistans haben rund 2.000 schiitische Muslime gegen die Jihadistenmiliz IS (Daesh) demonstriert. Bei dem Marsch durch die Stadt Herat skandierten die Teilnehmer am Dienstag „Tod den Feinden Afghanistans“ und „Tod dem Daesh“; Daesh ist das arabische Kürzel für den IS.
Die sunnitischen Extremisten haben nach Regierungsangaben mittlerweile in elf von 34 afghanischen Provinzen Fuß gefasst. „Die Zahl der Angriffe von Daesh auf unsere Moscheen nimmt mit jedem Tag zu. Sie wollen einen Keil zwischen Schiiten und Sunniten treiben“, sagte der Demonstrant Kurban Ali der Nachrichtenagentur AFP. Der 40-Jährige forderte zusammen mit den anderen Protestierenden die Regierung auf, mehr zum Schutz der Schiiten in Afghanistan zu unternehmen. Die Teilnehmer hielten Fotos getöteter Schiiten hoch.
Auch nach Jahrzehnten der politischen Gewalt in Afghanistan sind Konflikte zwischen Schiiten und der sunnitischen Mehrheit in dem Land selten geblieben. Die IS-Kämpfer betrachten schiitische Muslime als Abtrünnige und nahmen diese im vergangenen Jahr auch in Afghanistan wiederholt ins Visier.
Der IS habe sich von der afghanischen Ostprovinz Nangarhar nahe Pakistan bereits in zehn weitere Provinzen ausgebreitet, sagte in Herat Najibullah Mani, Leiter der Antiterror-Abteilung im afghanischen Innenministerium. Mani warnte vor einer sektiererischen Spaltung von Schiiten und Sunniten durch den IS.
Im Oktober letzten Jahres waren bei IS-Angriffen auf eine schiitische Moschee in Mazar-i-Sharif und auf schiitische Pilger in Kabul 32 Menschen getötet worden. Davor waren im Juli 80 Menschen bei einem Anschlag auf die schiitische Gemeinde der Hauptstadt getötet worden. (APA/AFP)