Prallvoller Kunstsommer, brodelnde Bühnen
Was sich 2017 auf den Bühnen, in Kinosälen, in Büchern und in Museen abspielt: ein Ausblick – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – auf kleinere und größere Kulturvorhaben.
Personalwechsel auf und hinter Bühnen
Zwei deutsche Theater-Titanen verlassen ihre angestammten Berliner Bühnen. Frank Castorf macht an der Volksbühne im Sommer 2017 seinem umstrittenen Nachfolger Chris Dercon Platz. Am Berliner Ensemble verabschiedet sich Claus Peymann. Ihm folgt Oliver Reese vom Schauspiel Frankfurt. Da wie dort gab es im Vorfeld jede Menge Gezänk. Dagegen verliefen die Personalwechsel in Österreich geradezu liebevoll: Markus Hinterhäuser beginnt seine erste Salzburger Festspiel-Saison, Tomas Zierhofer-Kin jene bei den Wiener Festwochen. In Tirol wiederum gibt es ein Jubiläum, nämlich in Erl, wo die 20. Tiroler Festspiele Erl über die Bühne gehen. In Bregenz gibt es wiederum mit „Carmen“ eine neue Inszenierung auf der Seebühne, in Salzburg mit Tobias Moretti einen neuen „Jedermann“ samt Neo-Buhlschaft Stefanie Reinsperger.
Der „Jedermann“-Stoff soll im Übrigen auch im Tiroler Landestheater groß herauskommen, nämlich als „Rock Mystery“ nach dem englischen Moralitätenspiel „Everyman“.
Erste Texte, letzte Worte
Martin Walser wird im März 90 Jahre alt, sein neues Buch „Statt etwas oder Der letzte Rank“ ist bereits erschienen und hat somit das Literaturjahr 2017 eröffnet. Aber nicht nur runde Geburtstage – Paul Auster wird Anfang Februar 70 – lassen aufhorchen, sondern auch großzügige Seitenumfänge wie die 1264 Seiten von Austers lang erwartetem neuen Roman „4321“. Er erscheint Ende Jänner.
Landsmann T. C. Boyle schickt „Die Terranauten“ ins literarische Rennen. Neues gibt es 2017 auch von den Nobelpreisträgern Toni Morrison („Gott, hilf dem Kind“) und Le Clézio („Sturm“), posthum erscheinen letzte Texte der 2016 verstorbenen Literaten Umberto Eco („Pape Satàn“) und Peter Esterhazy („Bauchspeicheldrüsentagebuch“).
Als „literarische Sensation“ angekündigt wird bisher Unbekanntes von F. Scott Fitzgerald („Für dich würde ich sterben“), Elena Ferrantes Neapel-Saga geht mit „Die Geschichte eines neuen Namens“ in die Verlängerung.
Aus Österreich gibt es Neues u. a. von Anna Kim („Die große Heimkehr“), Karl-Markus Gauß („Zwanzig Lewa oder tot“) oder Franzobel („Floß der Medusa“).
Gesang und große Gosch’n
Auf dass der Hype um „Pop made in Austria“ auch 2017 nicht abreiße, legen Bilderbuch im Februar ein neues Album vor. Am 3. Februar gastiert die Band beim Air & Style in Innsbruck.
Was auf internationaler Pop-Ebene ansteht: U. a. neue Alben von Depeche Mode, Lorde, Arcade Fire, Franz Ferdinand, Groß-Konzerte in Wien u. a. von Guns N’ Roses (mit Axl Rose und Slash!), Coldplay und Robbie Williams.
Die Kunst bestimmt die Reiserouten
Kunstinteressierte dürften ihre sommerlichen Reisepläne 2017 auch mit dem Kunstkalender abstimmen: Es stehen nämlich Großereignisse an, zuvorderst die alle fünf Jahre stattfindende documenta, die erstmals nicht nur in Kassel, sondern auch in Athen stattfindet. Damit nicht genug, gibt es in Deutschland 2017 außerdem die Skulptur.Projekte Münster zu sehen, eine nur alle zehn Jahre stattfindende Großausstellung von Plastiken und Skulpturen. Zum Nabel der Kunstwelt wird außerdem wieder Venedig: Die dortige Kunst-Biennale findet zum 57. Mal statt, den Österreich-Pavillon bespielen Brigitte Kowanz und Erwin Wurm.
Und was passiert in Österreich? Eine Auswahl von West nach Ost: Kunsthaus-Bregenz-Erbauer Peter Zumthor zeigt ebendort eine Einzelausstellung, während im Ferdinandeum in Innsbruck im Sommer die Sammlung Kirschl präsentiert wird.
Der südafrikanische Künstler William Kentridge ist nicht nur ein Star der Salzburger Festspiele, wo er „Wozzeck“ inszenieren wird, das Museum der Moderne Salzburg widmet ihm außerdem eine umfassende Ausstellung.
Und in Wien ist der Ausstellungskalender u. a. mit einer Maria-Lassnig-Retrospektive (Albertina), Rubens im KHM, Carl Spitzweg, kombiniert mit Erwin Wurm (Leopold Museum) oder der zweiten „Vienna Biennale“ im MAK prall gefüllt.
Wiedersehen mit alten Bekannten
In Cannes könnte es 2017 auch aus österreichischer Sicht wieder spannend werden –sofern, wie erwartet wird, Michael Haneke dort seinen neuen Film „Happy End“, den Nachfolger seines Oscar-prämierten Sterbedramas „Amour“, präsentiert.
Das heimische Filmschaffen wartet u. a. mit Josef Haders Regiedebüt „Wilde Maus“ (ab Februar) und „Licht“, dem neuen Film von Barbara Albert, auf.
Ins Kino kommen 2017 auch die Fortsetzung von Danny Boyles Kultstreifen „Trainspotting“, „T2 Trainspotting“ und Teil 2 des Sci-Fi-Klassikers „Blade Runner“. Die Star-Wars-Saga geht im Dezember weiter („Episode VIII“), Ridley Scotts „Alien“-Reihe („Alien Covenant“) im Mai.
Auf die Kinokassen schielen u. a. „Pirates of the Caribbean: Salazars Rache“ und die Neuauflage von „Die Mumie“, auf die Oscars u. a. das Familiendrama „Manchester by the Sea“, das bereits am 19. Jänner in unseren Kinos startet.