Schlagabtausch zwischen Autor Saviano und Bürgermeister von Neapel

Rom (APA) - Zwischen dem italienischen Bestseller-Autor Roberto Saviano und dem neapolitanischen Bürgermeister Luigi De Magistris liegen die...

Rom (APA) - Zwischen dem italienischen Bestseller-Autor Roberto Saviano und dem neapolitanischen Bürgermeister Luigi De Magistris liegen die Nerven blank. Nachdem ein zehnjähriges Mädchen auf einem Marktplatz versehentlich von Kriminellen, die von afrikanischen Händlern vergeblich Schutzgeld verlangten hatten, angeschossen worden war, prangerte Saviano die Zustände in der Stadt am Vesuv heftig an.

Saviano, Autor des Bestsellers „Gomorrha“, hatte den Bürgermeister beschuldigt, zu wenig gegen die Camorra, die neapolitanische Mafia, zu unternehmen. Er sei zu stark darauf konzentriert, die Öffentlichkeit zu überzeugen, dass Neapel eine Phase des Aufschwungs erlebe. De Magistris reagierte auf Savianos Facebook-Seite pikiert und beschuldigte ihn, sich dank dem Thema Camorra mit Büchern und Filmen bereichert zu haben. „Saviano bereichert sich auf Kosten Neapels. Daher wird er nie zugeben können, dass sich in den letzten Jahren vieles in Neapel geändert hat“, sagte der seit 2011 als Bürgermeister amtierende Ex-Staatsanwalt.

Neapel habe zwar viele Probleme, doch die Verstrickungen zwischen Mafia und Politik seien in den letzten Jahren durchbrochen worden. Die Stadt erlebe im kulturellen Bereich und Tourismus eine Renaissance. Viele Bürgerbewegungen seien entstanden, die für den Neubeginn der Stadt arbeiten. Saviano würde jedoch diese Wandlung ignorieren, denn er habe auf dem Begriff „Neapel - die verlorene Stadt“ seinen Erfolg aufgebaut. „Je mehr in Neapel geschossen wird, desto mehr wächst Ihr Unternehmen. Man hat fast den Eindruck, Sie hoffen auf die Unbesiegbarkeit der Camorra, damit Sie weiter Geld ansammeln können“, so De Magistris.

Der Bürgermeister hob hervor, dass Saviano seit Jahren weit weg von Neapel unter Polizeischutz lebe. Doch jedes Mal, wenn die Kriminalität in der Stadt zuschlage, würde er seine Kommentare über die aussichtslose Lage der Stadt abgeben. Dies schade aber der Stadt. „Saviano soll nicht behaupten, dass er nicht in Neapel leben könne, weil er von der Camorra bedroht werde. In Neapel wie auf Sizilien und in Norditalien gibt es zahlreiche von der Mafia bedrohte Menschen, die bleiben. Saviano soll tun, was er will, er darf uns jedoch keine Lehren erteilen. Wir nehmen nur Lehren von Bürgern an, die uns anspornen, unterstützen, uns eventuell auch zum Teufel schicken. Doch wir leben inmitten der Menschen“, so De Magistris.

Der 39-jährige Saviano reagierte scharf. In Neapel habe es allein in den letzten Tagen zwei Schießereien am helllichten Tag gegeben. Der Bürgermeister ignoriere die Realität im Namen einer „Renaissance“ Neapels, die es nicht gebe. Die Camorra habe sich zuletzt radikalisiert und sei im Griff skrupelloser Jugendbanden, was der Bürgermeister nicht herunterspielen dürfe.