Papst: „Nach Lampedusa-Drama habe ich mich zum Reisen entschlossen“

Vatikanstadt (APA) - Nach der Flüchtlingstragödie vor Lampedusa im Oktober 2013, bei der rund 360 Menschen ums Leben gekommen sind, hat der ...

Vatikanstadt (APA) - Nach der Flüchtlingstragödie vor Lampedusa im Oktober 2013, bei der rund 360 Menschen ums Leben gekommen sind, hat der Papst eigenen Angaben zufolge beschlossen, mehr zu reisen. „Ich habe Reisen nie wirklich gemocht, und ich hätte mir nie vorgestellt, dass ich so viel reisen würde“, so der Papst in einem Interview zu Beginn des Buchs „In Viaggio“ (Auf Reisen) des Journalisten Andrea Tornielli.

Das neue Buch, aus dem italienische Zeitungen am Sonntag Auszüge veröffentlichten, ist den Reisen von Papst Franziskus gewidmet. „Nach dem Drama von Lampedusa habe ich begriffen, es ist meine Pflicht zu reisen“, berichtete der Papst. Auslandsreisen seien ermüdend, doch lohnenswert. „Ich habe immer die Gesichter, das Lachen, die Berichte, die Bilder und Erfahrungen dieser Reisen im Kopf. Das ist ein unvorstellbarer Reichtum, und ich sage immer: Es hat sich gelohnt“, so Franziskus.

Er habe viel am bisher üblichen Ablauf päpstlicher Reisen geändert und vor allem auf lange Mittagessen verzichtet, erklärte der Papst. „Ich habe nichts gegen gemeinsames Essen. Doch wenn die Reiseagenda besonders dicht ist, bevorzuge ich es, einfach und in kurzer Zeit zu speisen.“

Um seine Sicherheit bange er bei Reisen nicht. „Von Anfang an habe ich gesagt, dass ich nur dann reisen würde, wenn der Kontakt zu den Menschen möglich ist. Ich bin mir der Risiken bewusst, doch man muss Vertrauen haben“, so der Pontifex.

Besonders lebendig in Erinnerung habe er den Enthusiasmus der Jugendlichen in Rio de Janeiro sowie ein Kind, das ihn in Rio umarmt habe. Er habe bisher nur wenige Reisen in Europa unternommen. „Das bedeutet aber nicht, dass ich an Europa kein Interesse habe. Im Gegenteil, ich ermutige Europa, wie ich kann, seine authentischen Wurzeln und seine Werte wieder zu entdecken. Ich bin überzeugt, dass weder die Bürokratie noch die hohe Finanz uns vor der aktuellen Krise retten und das Problem der Migration lösen werden, das für Europa den größten Notstand seit Ende des Zweiten Weltkriegs darstellt“, erklärte der Papst.