„High (du weißt wovon)“: Neuer Pollesch altbekannt in Zürich

Zürich (APA/sda) - Rene Polleschs siebenter Streich für das Zürcher Schauspielhaus heißt „High (du weißt wovon)“. Die bunte Variete- und Zir...

Zürich (APA/sda) - Rene Polleschs siebenter Streich für das Zürcher Schauspielhaus heißt „High (du weißt wovon)“. Die bunte Variete- und Zirkusshow mit Ensemble, Chor, Kamera, Mikrofon und viel Musik hatte am Samstag im Schiffbau Uraufführung. Eine ovale Rennbahn für artistisch-rhetorische Rundendrehereien und Verfolgungsjagden hat Bühnenbildnerin Barbara Steiner dabei in die Schiffbau-Halle gebaut.

In der Mitte als integraler Teil davon zwei Zuschauertribünen, die sich den Rücken zukehren. Die eine hat Blick auf die eine Seite der Bahn, die zweite auf die andere. Damit das geteilte Publikum jederzeit die ganze Handlung mitbekommt, hängen an beiden Längsseiten Leinwände. Eine Livekamera überträgt die Bilder.

Auf der Rennbahn unterwegs ist auch ein Mikrofon, das im guten Fall Wörter, im besten ganze Sätze oder sogar Textfluten einfängt. Gesprochen werden sie von einem vierköpfigen heftig getriebenen Ensemble (Hilke Altefrohne, Inga Busch, Marie Rosa Tietjen, Jirka Zett) und einem bewegungsfreudigen, synchron skandierenden 14-köpfigen Frauenchor, der als Resonanzkörper oder als Widerspruchsgesellschaft des Ensembles funktioniert.

Damit hat der 1962 geborene Berliner Zeitgeistforscher und Regisseur Rene Pollesch nichts Neues entwickelt. Er verharrt im Schema seiner letzten Zürcher Inszenierungen. Geblieben ist der diskursive Charakter seiner geballten Textanlage. Alltägliche oder philosophische Thesen, Themen, Geschichten über Bedeutungen und Zufälligkeiten, über Picknick, Filmsets, Kinobesuche, Lotto, Denken und Sprechen bis hin zur Depression werden, soweit man sie akustisch versteht, sprunghaft erörtert, wiederholt, weitergesponnen, ad absurdum geführt, bis einem der Schädel brummt oder die Lider zufallen.

Reizvoll aber ist das Bühnenbild: diese Rennbahn, die eingebettet ist in ein buntes Zirkus- und Variete-Ambiente. Da leuchten Sterne, ein goldener Vorhang öffnet sich, bunte Riesenballone schweben an der Decke, und an den Wänden springen gemalte Löwen durch brennende Reifen oder über die Peitsche der Dompteuse. Wer Muße hat, an diesem 75-minütigen Abend auf Polleschs Text zu achten, der hört Lustiges, dem bleibt aber auch Verwirrendes nicht erspart.