Anschläge und neue Kämpfe in Syrien um Wasserquellen trotz Waffenruhe
Damaskus (APA/dpa) - Die syrische Armee hat trotz der geltenden Waffenruhe einen Militäreinsatz in der Nähe von Damaskus gestartet, um die v...
Damaskus (APA/dpa) - Die syrische Armee hat trotz der geltenden Waffenruhe einen Militäreinsatz in der Nähe von Damaskus gestartet, um die von Rebellen kontrollierten Wasserquellen der syrischen Hauptstadt zurückzuerobern. Die Operation habe am Sonntag in der Früh begonnen, hieß es aus syrischen Militärkreisen. Die Wasserversorgung der syrischen Hauptstadt ist seit kurz vor Weihnachten unterbrochen.
Rebellen und Regierung machen sich gegenseitig dafür verantwortlich. Die „Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte“ berichtete von erneuten Gefechten und Luftangriffen in dem Tal Wadi Barada. Auch an anderen Orten in Syrien gab es den Angaben zufolge erneut Kämpfe. Zudem starben bei Anschlägen am Wochenende mehr als 50 Menschen.
Die Angaben der „Beobachtungsstelle“ mit Sitz in Großbritannien, die sich nach eigenen Angaben auf ein Netzwerk von Informanten in Syrien beruft, sind schwer überprüfbar.
Die von Russland und der Türkei verhandelte Waffenruhe, die vor knapp zehn Tagen in Kraft getreten war, ist weiter brüchig. In den vergangenen Tagen waren die Kämpfe um die Wasserpumpen zunächst zurückgegangen. Eine russische Delegation hatte nach Angaben aus Militärkreisen mit den Rebellen verhandelt.
Nachdem die Gespräche über einen Zugang der syrischen Regierung zu den Wasserwerken im Tal Wadi Barada gescheitert waren, habe die Armee eine neue Offensive gestartet, teilte ein Vertreter der syrischen Armee mit. Die „Beobachtungsstelle“ berichtete, dass die syrische Führung eine Eliteeinheit damit beauftragt habe, die Wasserquellen und das Pumpwerk zurückzuerobern.
Neben den Kämpfen erschütterten auch zwei Anschläge das Land am Wochenende. In der nordsyrischen Stadt Azaz starben nach Angaben von Aktivisten mindestens 48 Menschen bei der Explosion eines mit Sprengstoff beladenen Tanklasters. Oppositionskreise berichteten, dass das Fahrzeug auf einem Markt vor dem Gerichtsgebäude in Azaz explodiert sei. Videos und Fotos von Aktivisten zeigten massive Schäden an Häusern. In der Straße klafften tiefe Löcher. Das Gerichtsgebäude wurde völlig zerstört.
Azaz wird von Rebellen kontrolliert und liegt nördlich der Großstadt Aleppo unweit der Grenze zur Türkei. Regimegegner gehen in der Region gemeinsam mit türkischen Truppen gegen die syrische Kurdenmiliz YPG und die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) vor. Zunächst war unklar, wer für die Explosion verantwortlich ist. Der IS verübt in Syrien immer wieder Bombenanschläge.
Am Sonntag starben zudem bei der Explosion einer Autobombe an einem militärischen Kontrollpunkt in Beit Jinn, nahe den Golanhöhen, acht Menschen.
Ein von Kurden geführtes Bündnis rückte weiter auf die strategisch wichtige Stadt Tabqa und ihren Staudamm im Norden des Landes vor. Der IS hatte das Gebiet Ende August 2014 unter seine Kontrolle gebracht.
Die syrische Regierung hat unterdessen nach Berichten staatlicher Medien vom Samstag einen Plan zum Wiederaufbau von Aleppo beschlossen. Demnach soll die Strom-, Wasser- und Brennstoffversorgung wieder in Betrieb genommen werden. Der Plan sieht zudem den Aufbau der durch monatelange Belagerungen und heftige Luftangriffe zerstörten Wohnhäuser, Infrastrukturen sowie Krankenhäuser und Schulen vor.
Regierungstruppen und ihre Verbündeten hatten Ende Dezember die Kontrolle über die Rebellengebiete im Osten der Stadt übernommen. Vor dem Bürgerkrieg war Aleppo die bevölkerungsreichste Stadt Syriens und ein Zentrum von Handel und Industrie.
(Wochenendzusammenfassung)