„Ein Juwel“: Ovationen zur Eröffnung der Elbphilharmonie
Jubel und Standing Ovations bei der Eröffnung der Hamburger Elbphilharmonie: 2100 Gäste feierten das Auftaktkonzert. Auch der deutsche Bundespräsident Gauck und Kanzlerin Merkel waren begeistert.
Hamburg - Mit einem umjubelten Konzert ist die Hamburger Elbphilharmonie am Mittwochabend eröffnet worden. Mehrere Minuten lang feierten die 2100 Gäste in dem Jahrhundertbau das NDR Elbphilharmonie Orchester unter der Leitung von Thomas Hengelbrock. Die Zuhörer, unter ihnen Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel erhoben sich von ihren Sitzen und spendeten Applaus im Stehen. Das Programm bildete eine Zeitreise von der Renaissance bis zur Gegenwart mit einer Uraufführung eines Werkes von Wolfgang Rihm. Höhepunkt und Finale war Beethovens „Ode an die Freude" aus dessen 9. Sinfonie.
Fast ein Jahrzehnt dauerte der Bau der Elbphilharmonie in der Hafencity nahe den Landungsbrücken. „Ein Ort, an dem die verbindende, inspirierende und beglückende Kraft der Musik für alle spürbar wird", sagte Bundespräsident Joachim Gauck. Die Popularität und die Anziehungskraft der Elbphilharmonie seien eine große Chance, mehr Menschen für klassische Musik zu begeistern.
Gauck ermunterte die Stadt: „Nutzen Sie die Möglichkeiten, die dieses Haus Ihnen bietet." Dann werde aus der Elbphilharmonie, was viele Hamburger sich wünschten: „das Wahrzeichen einer weltoffenen, vielfältigen Metropole - und ein Juwel der Kulturnation Deutschland."
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach in der Konzertpause von einem fantastischen Konzertsaal. Es sei ein beeindruckender Abend. „Eines Tages werden wir alle sehr stolz sein, dass auch zu unseren Zeiten mal etwas gebaut wurde, wo Menschen vielleicht in 50 und 100 Jahren noch sagen: Guck mal, das war damals im Jahr 2017 am 11. Januar."
Der Auftakt verzögerte sich um etwa eine halbe Stunde, weil Gauck wegen schlechten Wetters zu spät in Hamburg ankam. Im Konzertsaal war es anfangs völlig dunkel, als die ersten Töne von „Pan" erklangen. Es ist das erste Stück der „Sechs Metamorphosen nach Ovid" des englischen Komponisten Benjamin Britten. Der Oboe-Solist Kalev Kuljus spielte auf den Rängen zwischen den Zuhörern.
„Hamburg setzt mit der Elbphilharmonie ein unübersehbares Zeichen für die große Bedeutung, die Kunst und Kultur in einer freien Gesellschaft zukommt", hatte Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) zuvor gesagt. Der 11. Januar 2017 sei ein historisches Datum.
Musiker und Hengelbrock haben die exzellente Akustik der Elbphilharmonie überschwänglich gelobt. Der Akustiker Yasuhisa Toyota wollte zudem, dass alle Besucher auf den terrassenförmigen Publikumsrängen gleich gut hören können. Aus Schallschutzgründen wurde der 12 500 Tonnen schwere Saal vom restlichen Gebäude entkoppelt, er liegt auf Federpaketen.
Zu den Gästen gehörten zahlreiche Politiker aus Bund und Ländern sowie Prominente wie Armin Mueller-Stahl oder Ballettchef John Neumeier. Bei Schmuddelwetter wurde für Zuschauer draußen an den Landungsbrücken und auf Barkassen eine zur Musik passende Lichtinstallation auf das Gebäude projiziert.
Die Polizei sicherte die Veranstaltung mit zahlreichen Maßnahmen ab, dazu gehörten Betonpoller, Sperrungen und der Einsatz von Sprengstoff-Spürhunden. „Alles ruhig", sagte ein Polizeisprecher.
Der Grundstein für den Prestigebau an der Spitze der Hafencity wurde bereits am 2. April 2007 gelegt. Eigentlich sollte das Konzerthaus der Architekten Herzog und de Meuron, das neben dem großen Saal noch einen kleinen Konzertsaal, ein Hotel mit 244 Zimmern und 44 Eigentumswohnungen beherbergt, bereits vor sieben Jahren eröffnen.
Die Kosten stiegen für die Steuerzahler von 77 auf 789 Millionen Euro, hinzu kamen 57,5 Millionen Euro Spenden. Die Linke in der Hamburgischen Bürgerschaft kritisierte deshalb: „Die Luxus-Eröffnung ist das logische i-Tüpfelchen auf der irren Verschwendungs-Geschichte der Elbphilharmonie", sagte der Abgeordnete Norbert Hackbusch.
Bürgermeister Scholz betonte: „Die Vor-Geschichte dieses Hauses war bis zu seiner Eröffnung lang und bewegt - deutlich länger und bewegter, als wir uns das alle gewünscht haben." Aber heute wolle man sich ausschließlich auf die vielen Musiker, die diesen Ort mit Leben füllen werden, freuen. „Die Konzerte des Eröffnungshalbjahres sind restlos ausverkauft", sagte er.
Hamburgs Tourismus-Chef Michael Otremba rechnet mit vielen zusätzlichen Besuchern aus aller Welt - vor allem aus den USA und Asien. Bereits am 5. November wurde die öffentliche Plaza in 37 Metern Höhe eröffnet. Mittlerweile genossen dort bereits eine halbe Million Menschen die Aussicht. (dpa)