Den Föhn schon im Ansatz erfassen
Die Arbeit des Innsbrucker Föhnforschers Alexander Gohm soll Warnungen vor schlechter Luftqualität und Vorhersagen von gefährlichen Turbulenzen für den Flugverkehr verbessern. Dafür erhält er den Weiss-Preis.
Von Gabriele Starck
Innsbruck –Er bleibt tagelang Gesprächsthema, verursacht vielen Menschen Kopfschmerzen und wirbelt so ziemlich alles durcheinander – der Föhn. Und doch weiß eigentlich niemand so genau, wann und warum der warme Fallwind in die Täler eindringt und dann irgendwann wieder zusammenbricht. Genau das möchte Alexander Gohm vom Institut für Atmosphären- und Kryosphärenwissenschaften an der Uni Innsbruck in den kommenden dreieinhalb Jahren erforschen.
Bislang hätten sich die Wissenschafter vor allem auf die Hauptphase des alpinen Sturmwinds konzentriert. Dabei wirkten sich gerade die kurzen Phasen des Föhndurch- und seines Zusammenbruchs stark auf die Flugsicherheit und die Luftgüte im Tal aus, sagte Gohm gestern bei der Präsentation seines Projekts in Innsbruck. „Damit der Föhn durchbrechen kann, muss der so genannte Kaltluftsee, der sich oft in der vorangehenden Nacht durch die Auskühlung der Talatmosphäre bildet, ausgeräumt werden. Dies könne dadurch geschehen, dass sich die Kaltluft in Bodennähe durch die Sonne aufheize, dass der warme Fallwind den Oberrand der Kaltluft durch Turbulenzen abbaue oder dass die Kaltluft ins Alpenvorland abfließe.
Welcher dieser Prozesse dominiert, sei nicht gesichert und so komme es immer wieder zu Fehlern bei der Vorhersage, erklärte Gohm, der übrigens zugibt, selbst nicht immer ganz vor Wetterfühligkeit gefeit zu sein. Gohms Ziel ist es, ein Bild von den verschiedenen Prototypen der Föhnentwicklung zu erhalten, um die Vorhersagen zu verbessern. „Und somit auch die Warnungen vor gefährlichen Turbulenzen (Flugverkehr, Anm.) und vor schlechter Luftqualität in den Tälern.“
Um seine Forschung finanzieren zu können, erhält der Meteorologe 360.000 Euro aus der Gottfried-und-Vera-Weiss-Stiftung des Fonds für Grundlagenforschung FWF. Denn Gohm hat sich unter vielen Projekteinreichungen mit dem Föhn-Thema behaupten können und wurde dafür gestern an der Uni Innsbruck von FWF-Präsident Klement Tockner und dem Stiftungsvorstand Rudolf Bauer mit dem Weiss-Preis 2016 ausgezeichnet. Für Uni-Rektor Tilmann Märk ist Gohms Projekt ein Musterbeispiel dafür, wie Wissen aus komplexer Grundlagenforschung schnell gesellschaftlich relevant eingesetzt werden könnte.
Der FWF schreibt seit 2014 den Weiss-Preis für herausragende Projekte in den Bereichen Meteorologie und Anästhesie aus. Das Ehepaar Weiss, ein Meteorologe und eine Anästhesistin, hatten verfügt, ihr Vermögen zugusten der Wissenschaft in einer Stiftung anzulegen. Und beide bereits vergebenen Meteorologie-Preise gingen nach Innsbruck.