„Superheldinnen“ im Volx: Mit einem Blitz in die Mittelschicht
Wien (APA) - Drei junge Frauen, die aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Wien gekommen sind, um hier die Treppen zur Mittelschicht zu erklimm...
Wien (APA) - Drei junge Frauen, die aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Wien gekommen sind, um hier die Treppen zur Mittelschicht zu erklimmen, sind die Protagonistinnen in Barbi Markovics Roman „Superheldinnen“. In der Volkstheater-Dependance Volx/Margareten feierte am Samstagabend die Dramatisierung dieser liebenswürdigen Großstadtgeschichte ihre Uraufführung.
Regisseurin Berenice Hebenstreit hat den Text der Ich-Erzählerin auf drei Figuren aufgeteilt, die die Erzählung vorantreiben, ohne miteinander wirklich in Dialoge zu treten. Im Vordergrund stehen Beschreibungen von Handlungen oder der Stadt selbst. Die Interaktion funktioniert somit durch das intensive Spiel von Katharina Klar, Nadine Quittner und Seyneb Saleh, die vor der Kulisse eines holzvertäfelten Kaffeehauses in Wien-Margareten ihre Pläne schmieden. Mithilfe ihrer Superkräfte können sie Menschen sowohl „auslöschen“ als auch durch einen „Schicksalsblitz“ in eine neue Richtung leiten. Einmal wöchentlich treffen sie sich hierfür im Café, um ihre Vorhaben zu diskutieren.
An diesem schicksalhaften Tag jedoch steht ihre eigene Zukunft im Zentrum. Sie haben es satt, als gut ausgebildete Frauen vom Balkan ständig auf ihre Herkunft angesprochen zu werden, nach dem „Kulturschock“ gefragt zu werden, der sie in Wien ereilt hätte und in schlechten Jobs wenig Geld zu verdienen. Rückblenden führen die jungen Frauen nach Sarajevo und Belgrad, wozu die Drehtüren an der Bühnenrückseite halb geöffnet stehen bleiben und einen Blick hinter die Kulisse ermöglichen, wo die drei an Mikros auch musikalische Einlagen (Bowies „Heroes“, The Stranglers „No More Heroes“) zum Besten geben. Für Szenen, die nicht im Cafe oder den Heimatstädten spielen, dient die Hinterseite der Drehtüren, auf die eine sommerliche Szene vor der Karlskirche gedruckt ist (Bühne: Mira König).
In 100 Minuten entspinnt sich ein Panorama nicht nur der Stadt, sondern der westlichen Gesellschaft, die nach nichts mehr zu streben scheint, als der Mittelschicht anzugehören. Was diese genau ausmacht - ein Auto? Urlaubsreisen? Kinder zum Klavierunterricht schicken? - ist jedoch nicht ganz klar definiert. Dass manchmal nur Zauberei helfen kann, um gläserne Decken zu durchbrechen, macht dieser Text unmissverständlich klar. Und so macht das scheinbare Happy End nachdenklich. Weil zaubern können wir da draußen leider nicht.
(S E R V I C E - „Superheldinnen“ von Barbi Markovic. Uraufführung im Volx/Margareten. Bühnenfassung von Berenice Hebenstreit und Andrea Zaiser. Regie: Berenice Hebenstreit. Mit Katharina Klar, Nadine Quittner und Seyneb Saleh. Weitere Termine: 7. und 27. Februar, 1. und 29. März. Infos und Karten unter www.volkstheater.at)