„Zirkusprinzessin“ in Graz: Gelungener Ritt durch die Manege

Graz (APA) - Die schäbige Zirkus-Glitzerwelt in einer Zeit des Zusammenbruchs bildet den Hintergrund für ein wild-bewegtes Herzensdrama in d...

Graz (APA) - Die schäbige Zirkus-Glitzerwelt in einer Zeit des Zusammenbruchs bildet den Hintergrund für ein wild-bewegtes Herzensdrama in der Grazer Inszenierung der „Zirkusprinzessin“. Die Operette von Emmerich Kalman bestach bei der Premiere am Samstag in der Oper durch gute musikalische Leistungen und hervorragende Darsteller, die die Geschichte glaubhaft entstehen ließen.

Der geheimnisvolle Mister X, die schöne, aber abweisende Fürstin Fedora, das tapfere, verarmte Offizierstöchterchen, das sich im Zirkus verdingen muss und der Hotelierssohn, mit dem Hang zur Manege - was sich in Kalmans „Zirkusprinzessin“ abspielt, stellt jeden Pilcher-Film locker in den Schatten. Dabei ist das Werk noch mit einer Musik ausgestattet, die sicher zum Besten gehört, was das Operetten-Genre je hervorgebracht hat.

Regisseur Peter Lund zeigte in seiner Grazer Inszenierung eine grelle Welt der 1920-er Jahre die optisch an die Karikaturen dieser Zeit angelehnt ist. Während die Musik teilweise noch eine altmodisch-nette Zirkuswelt vorgaukelt, schwingen hier Lack-und Leder-Raubkatzen die Peitsche, lungern Transvestiten gelangweilt im Glitzertrikot herum. Die Atmosphäre ist stimmig, die Unsicherheit, die neuen sozialen Regeln und der Niedergang des Adels spiegelt sich in allem wider. Der Zirkus ist hier ein Auffangbecken für die Gescheiterten, den adeligen Offizier ebenso wie die Tochter eines Barons. Aber trotzdem ist die Party noch nicht vorbei, gefeiert wird weiterhin, mit allem, was da ist, und getanzt wird auch auf dem Vulkan.

Dirigent Marius Burkert ließ die großteils sehr bekannten Melodien durchschlagkräftig, aber punktuell sehr gefühlvoll ertönen. „Zwei Märchenaugen“ wird schon zu Beginn ein Höhepunkt, so klangvoll-melancholisch wird die Nummer vom Orchester umgesetzt. Alexander Geller gab einen geschmeidig-gefährlichen Mister X, dem man seine Vergangenheit als Fürst und Offizier auch im Zorro-Kostüm noch anmerkte und der mit hellem, geschmeidigem Tenor aufwarten konnte. Als unnahbare und dann doch sehr verliebte Fedora hielt Regina Riel eine schöne Balance zwischen Zurückhaltung und Überschwang, stimmlich kam sie im Laufe des Abends immer besser in ihre Rolle hinein.

Tragikomisch und berührend erschien Sieglinde Feldhofer als Mabel, die im Zirkus einen leicht verzweifelten Schmetterling mimt und doch am liebsten nur heiraten möchte. Viel Witz bewies Alexander Kaimbacher als Zirkus-Freund Toni Schlumberger, nicht weniger davon zeigte Uschi Plautz als seine resolute Mutter und als Zirkusdirektor. Christoph Wagner-Trenkwitz gab überzeugend den grantigen Ober und Erzähler und Ivan Orescanin punktete mit Stimme und schneidigem Auftreten. Die Bühne von Ulrike Reinhard war ein gelungener Mix aus Nostalgie und praktischer Schlichtheit, während die Kostüme von Daria Kornysheva farbenfroh, aber nicht immer geglückt waren.

(S E R V I C E - „Die Zirkusprinzessin“ von Emmerich Kalman. Musikalische Leitung: Marius Burkert/Marcus Merkel, Inszenierung: Peter Lund, Bühne: Ulrike Reinhard, Kostüme: Daria Kornysheva. Besetzung: Regina Riel (Fürstin Fedora Palinska), Alexander Geller (Fedja Palinski/“Mister X“), Siegliende Feldhofer (Miss Mabel Gibson), Alexander Kaimbacher (Toni Schlumberger), Ivan Orscanin (Prinz Sergius Wladimir), Markus Murke (Graf Sakusin), Uschi Plautz (Carla Schlumberger), Christoph Wagner-Trenkwitz (Pelikan), Janos Mischuretz (Direktor Pinelli), Christian Scherler (Petrowitsch). Nächste Vorstellungen: 15. und 17.2., 2., 5. und 10.3.2017. Karten unter Tel. 0316/8000 oder mailto:tickets@buehnen-graz.com. http://www.oper-graz.com)