Skitour nach St.Sigmund: Hart, aber herzlich
Von Lüsens bis nach St. Sigmund: 3000 Höhenmeter, 37 Kilometer. Diese Runde ist bei sicheren Verhältnissen ein Leckerbissen in den Stubaier Alpen. Zwei Tage sollte man einplanen.
St. Sigmund –Drei Gipfel und etwas mehr als 3000 Höhenmeter. Das ist doch mal etwas anderes. Oder nicht? Wer auf der Suche nach einer Zwei-Tages-Skitour ist oder es vielleicht sogar an einem Tag wissen will (es gibt ja bekanntlich genügend Fanatiker), sollte sich die folgenden Zeilen durchlesen.
Wir haben diese Woche ein echtes Schmankerl in den Stubaier Alpen gefunden. Gemeinsam mit einem alt bekannten „Fuchs“. Lukas Ruetz aus St. Sigmund nämlich.
Stopp! Bevor wir losmarschieren, sollte jedem klar sein: Gestartet wird die Tour in Lüsens (Sellrain), Ziel ist in St. Sigmund. Also zwei Autos sind fast Pflicht. Bei unsicheren Verhältnissen ist die Tour nicht zu empfehlen und wer nicht wirklich sicher auf seinen Skiern steht (Spitzkehren etc. beherrscht) bzw. nicht genügend Schmalz in den Beinen hat, liegt bei dieser Tour definitiv falsch. Noch immer Interesse? Lesen Sie weiter.
Hier ist die Beschreibung zu dieser Tour: Gestartet wird die Runde beim gebührenpflichtigen Parkplatz in Lüsens (1634 m). Entlang der Langlaufloipe führt uns die Route flach hinein bis zur Materialseilbahn, die hinauf zum Westfalenhaus führt. Der erste Anstieg steht bevor. Vorsicht: Es könnte hier mitunter etwas rutschig sein. Wir haben Glück. Die Harscheisen finden keine Verwendung und bleiben im Rucksack. Entlang der Nordflanke des Lüsener Fernerkogels und quasi dem Stahlseil der Bahn folgend, treffen wir beim Westfalenhaus auf 2273 Meter ein. Zeit für eine erste Trinkpause.
Gespickt mit Kuppen und Mulden, folgen wir den Spuren vom Westfalenhaus in Richtung Westen. Rund 460 Höhenmeter bis hinauf zum 2732 Meter hoch gelegenen Winnebachjoch. Hier biegen wir scharf nach rechts ab, denn unser erster Gipfel soll der Winnebacher Weißkogel (3182 Meter) sein. Der erste Teil bis hinauf zum Gipfelkreuz entpuppt sich als nicht besonders schwierig. Lediglich der finale Gipfelhang, der präzise Spitzkehrentechnik erfordert und bei dem oben hinauf gestapft werden muss, ist routinierteren Tourengehern vorbehalten. Die ersten 1550 Höhenmeter sind geschafft. Lange halten wir uns nicht auf, denn wir wollen heute noch hinauf auf den Breiten Grieskogel, von dort über das Zwieselbachjoch ins Zwieselbachtal, weiter über die „Breite Scharte“ hinauf auf den Samerschlag und von dort über die Pforzheimer Hütte hinaus nach St. Sigmund.
Wer die Tour als Zweitagestour plant, was sicherlich zu empfehlen ist, kann das Panorama ruhig länger genießen, denn bis hinunter zum „Michl“ von der Winnebachseehütte (Übernachtung) geht’s nur mehr bergab.
Entlang der Aufstiegsroute – wir erwischten übrigens eine perfekte Pulverabfahrt – führt uns die Route zurück zum Winnebachjoch und von dort am Fuße des Westlichen Seeblaskogels nach Westen, in Richtung Ötztal.
Oberhalb der Winnebachseehütte fellen wir wieder auf, denn der nächste Anstieg in Richtung Zwieselbachjoch steht bevor. Kurz vor dem Joch biegen wir scharf nach links in Richtung Breiten Grieskogel (3287 m) ab, welcher nicht wirklich schwierig zu erreichen ist.
Das Wetter wird zunehmend besser, nur der Föhn weht uns am Gipfel kräftig um die Ohren. Nichtsdestotrotz, Zeit für einen Müsliriegel und einen kräftigen Schluck aus der Trinkflasche muss sein.
Unsere Reise führt weiter. Und wie schon bei der Abfahrt vom Winnebacher Weißkogel erwischen wir vom Breiten Grieskogel hinunter zum Zwieselbachjoch eine herrliche Pulverabfahrt.
Beide bisherigen Talfahrten waren schon mal perfekt. Geht es noch besser? Ja, definitiv. Denn die Pulverschwünge vom Zwieselbachjoch hinunter ins Zwieselbachtal waren einfach der helle Wahnsinn. Wenn auch nur der obere Teil, denn unten im Talkessel, wird es leider ziemlich steinig.
Und weiter geht’s: Kurz vor den ersten Latschenfeldern wird zum dritten Mal aufgefellt. Unser nächstes Ziel – die Breite Scharte, quasi südöstlich des Gleirschjöchls gelegen. Über den sehr steilen westseitig exponierten Hang (hier ist Vorsicht geboten!) spuren wir hinauf in das breite Kar und erreichen schließlich die Scharte.
Über den schmalen und leicht ausgesetzten Grat stapfen wir mit den Skiern am Rucksack bis zu unserem dritten Gipfelkreuz, dem Samerschlag. Das Werk ist vollbracht, denn von nun an geht’s bergab. Über herrliches Skigelände, bei dem wir wieder Pulver genießen dürfen, erreichen wir die Pforzheimer Hütte.
Und bei Hüttenwirtin Ingrid und ihrem Team rund um Martin, Flo und Sonja kehren wir auch ein und füllen unseren Elektrolythaushalt mit einem Radler. Und den haben wir uns heute echt verdient. Egal ob man die Runde an einem oder an zwei Tagen hinter sich gebracht hat.
Es ist Zeit aufzubrechen. Wir verabschieden uns auf der Pforzheimer Hütte. Durch das Gleirschtal hinaus, ist unsere Tour in St. Sigmund zu Ende. Aber der wirklich gemütliche Teil mit einer deftigen Mahlzeit erfolgt im Gasthaus Ruetz in St. Sigmund.
Fazit: Die Tour ist nur bei sichersten Bedingungen zu empfehlen. Wer glaubt, die gut 37 Kilometer und 3000 Höhenmeter an einem Tag zu schaffen, sollte es probieren. Besser ist es aber, in der Winnebachseehütte zu übernachten, was ziemlich genau die Hälfte der gesamten Runde ist.
Das Westfalenhaus, die Winnebachseehütte und die Pforzheimerhütte sind geöffnet. Voranmeldungen sind aber speziell an den Wochenenden notwendig. (flex)