Quo vadis, Österreich-Rundfahrt?
Keine Ö-Tour in Innsbruck, Etappenziele im Ausland angedacht: Diese Woche wird der Plan der Österreich-Radrundfahrt (2.–9.7.) fixiert. Vor der Präsentation im April klagt der Tourdirektor über mangelndes Interesse.
Von Roman Stelzl
Innsbruck –Es ist ruhig geworden um die Österreich-Radrundfahrt. Viel zu ruhig. Im Jänner hatten sich die Veranstalter daran gemacht, die Etappenorte einzeln zu präsentieren. Zuerst tauchte Graz als Startort auf, fünf Tage später wurde das Kitzbüheler Horn als Teil der Ö-Tour vorgestellt. Und dann? Gähnende Leere. Über zwei Monate sind ohne neue Orte vergangen – in dieser Zeit häuften sich mehr und mehr Probleme an. Wie steht es nun um die 69. Auflage des größten mehrtägigen Radrennens Österreichs (2. bis 9. Juli)?
Streit um Innsbruck: Die Ö-Tour wollte in die Tiroler Landeshauptstadt – aber Innsbruck nicht zur Ö-Tour. Die frisch belebte Tour of the Alps (17. bis 21. April, einst Giro del Trentino) wird Innsbruck als Ziel- und Startort haben. Dazu kommt das Mountainbike-Festival Crankworx (21. bis 25. Juni). Damit scheinen die Ressourcen vergeben zu sein. „Der Plan war, dass wir auf der letzten Etappe von Kitzbühel nach Innsbruck fahren. Aber wenn das Interesse nicht vorhanden ist, können wir nichts machen“, erklärt Tourdirektor Gernot Schaar. Eigentlich hätte die WM-Strecke von 2018 abgefahren werden sollen – daraus wird nichts, Innsbruck fehlt. Und der Ärger darüber ist immer noch groß. Schaar: „Ich bin sehr enttäuscht worden.“
Etappenplan: Ende der Woche muss das Konzept dem Weltverband (UCI) vorgelegt werden – die öffentliche Präsentation ist für Ende April geplant. Sicher ist jetzt schon: Der ursprüngliche Plan wurde durchgeschüttelt. Teils kräftig. Der Grund laut Schaar: fehlendes Interesse in der Heimat. „Die Mitte Österreichs fällt quasi weg, vor allem im Westen hatten wir viele Probleme. Wenn wir nicht gewollt sind, müssen wir andere Wege finden.“ Als Ausweg könnte man Beispielen wie der Tour de Suisse (Etappenziel im Ötztal) folgen und etwa nach Deutschland abwandern. Schaar: „Es ist gut möglich, dass wir Zielorte im Ausland haben. Aber wir müssen noch Gespräche führen.“
Viel ist noch ungewiss. Graz bleibt aber Startort, das Kitzbüheler Horn ist ebenfalls dabei und als Endstation der Ö-Tour denkbar. Und die kurz angezweifelte Glockneretappe wird dem Vernehmen nach sicher dabei sein.
Finanzen: Die wichtigste Botschaft von Gernot Schaar war eine einfache: „Die Ö-Tour findet statt.“ Wenn man an die Kapriolen vergangener Jahre denkt, ist das keineswegs so lapidar. Einige Sponsoren kamen heuer abhanden – nun soll aber alles in trockenen Tüchern sein.
Imageschaden: Im Vorjahr hatte die Ö-Tour mit dem Ausfall der Fernsehbilder negative Schlagzeilen geschrieben. Der Imageschaden war groß, dazu kamen verlorene Sponsorengelder – und das lässt sich in eine Ziffer fassen, die nun der zuständigen Produktionsfirma vorgelegt werden soll. Gibt es dabei keine gütliche Lösung, bleibt wohl nur der Gang vor Gericht. Schaar: „Als Anwalt fürchte ich diesen Weg sicher nicht.“