Studie: Muslime in Deutschland stark in Flüchtlingshilfe engagiert

Gütersloh (APA/AFP/dpa) - Muslime bringen sich einer neuen Studie zufolge stark in die Flüchtlingshilfe in Deutschland ein. Fast jeder zweit...

Gütersloh (APA/AFP/dpa) - Muslime bringen sich einer neuen Studie zufolge stark in die Flüchtlingshilfe in Deutschland ein. Fast jeder zweite befragte Muslim (44 Prozent) gab in einer am Montag von der Bertelsmann-Stiftung veröffentlichten Untersuchung an, sich im vergangenen Jahr für Geflüchtete engagiert zu haben. Unter den Christen waren es demnach nur 21 Prozent, unter den Konfessionslosen 17 Prozent.

Der von der Bertelsmann-Stiftung erstellte Religionsmonitor hält zudem die Annahme für „haltlos“, dass Muslime die Flüchtlingshilfe für religiöse Einflussnahme missbrauchten. Allenfalls bei ein bis zwei Prozent der Helfer könne von einer Absicht gesprochen werden, Geflüchtete zu radikalisieren, erklärte die Stiftung.

Die große Mehrheit der Muslime werbe „für eine offene Haltung gegenüber anderen Religionen“. Stiftungsexperte Stephan Vopel hob hervor, Muslime seien mit ihrem Engagement „wichtige Brückenbauer“.

Einen Grund für das stark ausgeprägte Engagement muslimischer Menschen für Flüchtlinge sehen die Experten der Bertelsmann-Stiftung in der geteilten Herkunft: So haben besonders viele der ehrenamtlichen muslimischen Flüchtlingshelfer Wurzeln in den Herkunftsregionen der Geflüchteten, etwa in Ländern wie Afghanistan, Pakistan oder Bangladesh. Viele stammen auch aus dem Nahen Osten. Sie brächten sprachliche, seelsorgerische wie kulturelle Kompetenzen mit, die in der Arbeit mit Flüchtlingen besonders erwünscht und nun häufig erstmals wertgeschätzt würden, so die Studienautoren.

Rund ein Fünftel der deutschen Bevölkerung engagierte sich laut der Stiftung im vergangenen Jahr für Flüchtlinge. Ob sich jemand einsetzt, hängt demnach stark von der Entfernung zu einer Flüchtlingsunterkunft ab. Wer in der Nähe einer solchen Einrichtung wohne, engagiere sich deutlich häufiger als jemand, der weiter weg wohne.

Die Umfrage gibt auch Aufschluss über weitere Aspekte, die die Einsatzbereitschaft für die Neuankömmlinge beeinflussen: So gaben 22 Prozent der Westdeutschen an, in der Flüchtlingshilfe aktiv gewesen zu sein, aber nur 14 Prozent der Menschen aus Ostdeutschland. Es zeigt sich allerdings, dass diejenigen, die sich im Osten für Geflüchtete engagieren, dies tendenziell mit höherem Zeitaufwand tun als im Westen. Außerdem kommt die Hilfe häufiger von Frauen als von Männern. Ebenso zeigen die Daten: Je besser die Ausbildung und die wirtschaftliche Lage, desto eher ist jemand für Flüchtlinge aktiv.

Der Religionsmonitor untersucht laut Bertelsmann-Stiftung anhand von repräsentativen Umfragen „die Rolle von Religion und religiöser Vielfalt für den gesellschaftlichen Zusammenhalt“. An der aktuellen Untersuchung beteiligten sich demnach mehr als 10.000 Menschen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Großbritannien und der Türkei.

Daten für Österreich liegen derzeit nicht vor. Im Sommer sollen laut Bertelsmann-Stiftung Vergleichsstudien folgen. Die Studie zum Engagement in der Flüchtlingshilfe ist eine erste Veröffentlichung auf Grundlage dieser Daten.