Dieselskandal erneut Thema im VW-Aufsichtsrat
Die 20 Mitglieder des Kontrollgremiums werde sich laut einem Insicer abermals von Juristen über den Stand der Ermittlungen informieren lassen.
Hamburg – Die Abgaskrise von Volkswagen ist am Dienstag erneut Thema im Aufsichtsrat. Die 20 Mitglieder des Kontrollgremiums werde sich abermals von Juristen über den Stand der Ermittlungen informieren lassen, sagte eine mit den Beratungen vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. „Es wird von den Rechtsanwälten umfangreiche Berichte geben.“ Mit diesem Wissen werde der Aufsichtsrat entscheiden, ob er den Aktionären eine Entlastung des Managements für das abgelaufene Jahr empfehle. Ob Audi-Chef Rupert Stadler und VW-Markenchef Herbert Diess eine solche Empfehlung erhielten, werde stark davon abhängen, was die internen Ermittler den Aufsichtsräten berichten.
Es sei nicht damit zu rechnen, dass bereits Ergebnisse der jüngsten Durchsuchungen der Staatsanwaltschaft bei Audi in Ingolstadt und Neckarsulm sowie am Konzernsitz von Volkswagen in Wolfsburg in die Beratungen einflössen. Dafür sei es noch zu früh. Es sei aber möglich, dass Ergebnisse aus dem Arbeitsgerichtsprozess eines Ex-Managers von Audi mit eine Rolle spielen. Vor dem Amtsgericht Heilbronn läuft der Prozess eines ehemaligen Audi-Entwicklungsingenieurs, der gegen seine Entlassung im Zusammenhang mit dem Dieselskandal klagt und Stadler beschuldigt.
Gegen Diess sowie den früheren Konzernchef Martin Winterkorn und Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig wegen des Verdachts auf Marktmanipulation im Zusammenhang mit dem Dieselbetrug. Die Ermittler gehen dem Verdacht nach, dass VW zu spät über die Abgasmanipulation informiert hat. Die Staatsanwaltschaft München hat nach eigenen Angaben bei Audi noch keine konkreten Verdächtigen im Visier, sondern ermittelt gegen Unbekannt.
„Es ist völlig offen, ob Stadler und Diess Entlastungsempfehlungen kriegen“, sagte die Person. Ein weiterer Insider sagte, es werde am Dienstag keine Entscheidung über Stadler geben. Dessen Job sei solange sicher, wie bei den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft kein Verdacht gegen ihn erhoben werde. „An dem Punkt ist man bei Stadler nicht“, betonte die Person. Ein anderer Eingeweihter äußerte sich ähnlich. (Reuters)