Eine neue Ära im Museum der Völker
Der Schwazer Bürgermeister Hans Lintner macht das Museum der Völker zur Chefsache. Lisa Noggler-Gürtler folgt Gert Chesi als „Frau Direktor“.
Von Edith Schlocker
Schwaz –Die gestrige außerordentliche Generalversammlung des Kulturvereins Museum der Völker in Schwaz war die letzte, die Gert Chesi als dessen Obmann geleitet hat. Um den Weg für eine neue Ära freizugeben, die Chesi mit der Schenkung seiner Sammlung afrikanischer und asiatischer Stammeskunst an die Stadt Schwaz bereits im Herbst eingeleitet hat. Ein Geschenk, das die Stadt von ihrem „großen Sohn“, so der Schwazer BM Hans Lintner, gern angenommen hat, verbunden mit der Verpflichtung, das Haus in Chesis Sinn weiterzuführen.
Als Zeichen seines Engagements übernimmt Lintner ab sofort höchstpersönlich die Obmannschaft des Museumsvereins. Ihm zur Seite steht als geschäftsführender Stellvertreter der ehemalige Direktor des Schwazer Gymnasiums, Harald Chesi, ein Cousin Gert Chesis. Im Vorstand vertreten sind außerdem die Schwazer Kulturreferentin Iris Mailer-Schrey und Kulturamtsleiter Reinhard Prinz.
Für das inhaltliche Programm zuständig wird ab 1. Mai die gebürtige Schwazerin Lisa Noggler-Gürtler sein. Die Althistorikerin und Kulturwissenschafterin ist seit rund 20 Jahren etwa für das Technische Museum und das ZOOM Kindermuseum in Wien und das vorarlberg museum tätig. Und erst vor wenigen Tagen wurde eine unter ihrer Leitung gemachte große Islam-Schau auf der Schallaburg eröffnet. Ihre Pläne für das Schwazer Museum der Völker wird Noggler Anfang Mai präsentieren.
Ab 1. Mai wird das vor 23 Jahren von Chesi gegründete Haus vier Monate für die Öffentlichkeit geschlossen sein. Wiedereröffnet im September mit einer Personale des von afrikanischer Stammeskunst inspirierten deutschen Malers Leon Pollux. Kuratiert von Chesi, der sich auch weiterhin als Ausstellungsmacher bzw. Kontakteknüpfer zu Museen und Sammlern einbringen will. Der neuen Museumsleiterin zur Seite gestellt soll ein Fachbeirat werden. Und da Gert Chesi künftig nicht mehr bereit ist, den finanziellen Abgang des Hauses aus seiner privaten Kassa zu decken, streckt der Museumsverein die Fühler zur Wirtschaft aus. Als Subventionsgeber wiedergewonnen sollte auch der Bund werden. Reichen die jährlichen Zuwendungen von Stadt Schwaz und Land Tirol von je 40.000 Euro doch bei Weitem nicht.
Mehr als 50 große Sonderausstellungen hat Gert Chesi in den vergangenen 23 Jahren gezeigt. Als Ergänzung zur permanenten Präsentation der als Dauerleihgaben im Museum zu sehenden Sammlungen Schell und Lindner sowie den Objekten, die Chesi der Stadt geschenkt hat. In „einigen Jahren“ will der 77-Jährige der Stadt auch seine Rechte für die Filme übertragen, die er zu den Ausstellungen jeweils am Herkunftsort der Objekte dreht.