Fachverband: Erneuerbares Gas könnte Erdgas beim Heizen ganz ersetzen

Wien (APA) - Eine sichere Stromversorgung ohne thermische Kraftwerke und Erdgas ist in Österreich nicht möglich, das habe der kalte Winter 2...

Wien (APA) - Eine sichere Stromversorgung ohne thermische Kraftwerke und Erdgas ist in Österreich nicht möglich, das habe der kalte Winter 2016/17 deutlich gezeigt, sagt der Fachverband der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmen (FGW). Allerdings könnte die Gas-Nachfrage der Haushalte und Fernwärmebetriebe in einigen Jahrzehnten vollständig durch Biogas und synthetisches Methan gedeckt werden.

„Gaskraftwerke sind das Rückgrat der Stromversorgung Österreichs“, sagte der designierte Fachverbandsobmann und Energie-Vorstand der Wiener Stadtwerke, Peter Weinelt, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien. „Erneuerbare Energieträger wie Wasser, Wind, Sonne oder Biomasse alleine reichen nicht aus, um die sichere Stromversorgung zu gewährleisten. Der vergangene Jänner sei der kälteste seit 30 Jahren gewesen und die Erdgas- und Fernwärme-Anlagen seien im Jänner und Februar auf Höchstlast gelaufen. „An manchen Tagen stammten bis zu 40 Prozent der Höchstlast aus Gaskraftwerken.“

Gas sorge auch deshalb für Versorgungssicherheit und Stabilität, weil es im Gegensatz zu anderen Energieträgern in großen Mengen gespeichert werden und jederzeit flexibel eingesetzt werden könne, wenn Erneuerbare ausfallen. Die Gasspeicher in Österreich würden ausreichen, um den Bedarf eines ganzen Jahres zu decken. Außerdem sei Heizen mit Erdgas und Fernwärme im Vollkosten-Vergleich am günstigsten, verwies Weinelt auf eine Studie der Österreichischen Energieagentur.

Ein riesiges Potenzial steckt nach Ansicht von Fachverbandsgeschäftsführer Michael Mock in den Erneuerbaren Gasen, die ins Gasnetz eingespeist werden könnten. Es gebe im Wesentlichen drei Arten von Erneuerbaren Gasen, die man in aufbereiteter Form ins Gasnetz einspeisen kann: Das sei einerseits das Biogas, das aus landwirtschaftlichen Abfällen, Klärschlamm oder Abfällen der Lebensmittelindustrie erzeugt werde und entsprechend aufbereitend in beliebiger Menge ins Gasnetz eingespeist werden könne; Weiters gebe es die Möglichkeit, mit überschüssigem Strom aus erneuerbaren Energien Wasserstoff herzustellen. „Diesen Wasserstoff kann man bis zu einem Ausmaß von derzeit 4 Prozent ins Gasnetz einspeisen.“ Diese Beschränkung sei bei größeren Mengen ein Problem, aber es gebe mittlerweile ein Verfahren, Wasserstoff mit CO2 anzureichern und damit auf Erdgas-Qualität zu bringen. „Dieses synthetische Erdgas kann man dann in beliebiger Menge ins Gasnetz einspeisen.“

Eine neue Machbarkeitsstudie der Johannes-Kepler-Universität zeige, dass diese Erneuerbaren Gase bis zum Jahr 2045 den gesamten Gasbedarf der Haushalte decken könnten, sagte Mock. Das habe den großen Vorteil, dass man die bestehende Gas-Infrastruktur weiter nutzen könnte. Diese Umstellung würde eine rasche Dekarbonisierung des Raumwärmemarktes ermöglichen und wäre auch finanzierbar. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen „brauchen wir gewisse Rahmenbedingungen von gesetzlicher Seite. Daher haben wir ein paar Wünsche an die Politik, die, glaube ich, nicht unanständig überbordend sind“.

„Wir brauchen dazu natürlich das Thema Förderungen“, sagte Weinelt. „Dabei reden wir aber nicht von Dauerförderungen während der Lebensdauer einer Anlage, sondern wir reden von Investförderungen oder Anschubfinanzierungen.“ Es gehe darum, etwas riskieren und dabei lernen zu können, damit sich die gesamte Branche weiterentwickeln kann. Um über konkrete Förderbeträge zu sprechen sei es noch zu früh. Man brauche eine Energiestrategie, die langfristige Ziele definiere, „daraus wird sich dann ein Investförderungsbetrag ergeben“.

Von politischer Seite sei geplant, heuer eine Diskussion über eine Novelle des Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetzes (ElWOG) und über ein großes Ökostromgesetz zu starten, erklärte Weinelt. „Dabei wollen wir, dass das Thema Gas und Versorgungssicherheit entsprechend berücksichtigt wird - zum Beispiel, dass wir Gaskraftwerke länger für das Thema Versorgungssicherheit kontrahieren können.“ Derzeit sei das bis zu drei Jahre möglich, das sei für die Planbarkeit zu wenig. „Das bedeutet, dass die Austrian Power Grid als einziger Übertragungsnetzbetreiber Österreichs über ein Vergabeverfahren entsprechend den Vergaberichtlinien Kraftwerke längerfristig kontrollieren kann - deutlich länger als drei Jahre.“