Brexit - Wer die Verhandlungen zwischen Großbritannien und EU führt

London/Brüssel (APA/AFP) - Mit dem Start des Brexit-Verfahrens rückt der Beginn der Verhandlungen über den EU-Austritt Großbritanniens näher...

London/Brüssel (APA/AFP) - Mit dem Start des Brexit-Verfahrens rückt der Beginn der Verhandlungen über den EU-Austritt Großbritanniens näher. Voraussichtlich ab Mai oder Juni starten die Gespräche über die Entflechtung der Beziehungen, die nach zwei Jahren in einen „Scheidungsvertrag“ münden sollen. Auch wenn sich die Verhandlungsteams je nach Themen immer wieder verändern werden, stehen ihre Spitzen fest:

DIE BRITEN

David Davis, Brexit-Minister. Der 68-jährige Konservative ist ein überzeugter Euroskeptiker und leitet nun das neu gegründete Ressort „für den Austritt aus der Europäischen Union“. Er gilt in Verhandlungen als hartnäckig und manchmal rücksichtslos. Auch wenn er glaubt, dass das Vereinigte Königreich außerhalb der EU letztlich besser dasteht, hat er eingeräumt, dass die britische Wirtschaft leiden könnte, wenn die Einwanderung aus der EU von einem Tag auf den anderen gestoppt wird.

Tim Barrow, seit Jänner Botschafter Großbritanniens bei der EU, nachdem sein Vorgänger Ivan Rogers wegen Meinungsverschiedenheiten mit London zum Brexit zurückgetreten war. Der 53-jährige Karrierediplomat gilt als Vertrauter von Premierministerin Theresa May. Er war zuvor Botschafter in Russland und in der Ukraine und bereits zwei Mal als Diplomat in Brüssel. Seine erste Brexit-Aufgabe am Mittwoch: Er soll EU-Ratspräsident Donald Tusk den Brief mit der offiziellen Austrittserklärung überbringen.

DIE EU

Michel Barnier, Brexit-Verhandlungsführer der EU-Kommission. Der ehemalige französische Außen- und Agrarminister leitet dabei im Auftrag der gesamten EU die Austrittsgespräche. Der 66-jährige Konservative ist vor allem in der Londoner City noch in unguter Erinnerung. Denn während seiner Zeit als Binnenmarktkommissar von 2010 bis 2014 suchte er als Reaktion auf die Finanzkrise, eine stärkere Regulierung der Branche durchzusetzen. Unterstützt wird Barnier bei den Brexit-Verhandlungen durch die deutsche Handelsexpertin Sabine Weyand, die seine Stellvertreterin ist.

Didier Seeuws führt die Brexit-Arbeitsgruppe des Rats der Mitgliedstaaten. Der 51-jährige belgische Diplomat war von 2003 bis 2007 Sprecher des damaligen belgischen Ministerpräsidenten Guy Verhofstadt. Bis November 2014 war er dann Kabinettschef des gleichfalls aus Belgien stammenden EU-Ratspräsidenten Herman Van Rompuy. Der EU-Rat gibt die Leitlinien für die Verhandlungen vor, die im Laufe der zweijährigen Austrittsgespräche wohl mehrfach aktualisiert werden. Seeuws soll dafür sorgen, dass die Leitlinien von der Kommission eingehalten werden.

Guy Verhofstadt, der belgische Ex-Regierungschef, ist Brexit-Beauftragter des EU-Parlaments, das am Ende über den Austrittsvertrag abstimmen muss. Der 63-Jährige ist ein überzeugter Europäer und warb schon vor einem Jahrzehnt in einem Buch für „Die Vereinigten Staaten von Europa“. Verhofstadt wird voraussichtlich nicht direkt an den Verhandlungen teilnehmen, der EU-Rat hat dem Parlament lediglich eine „umfassende“ Information zugesichert.