Film und TV

Taboo: Koloniale Mär von Menschenfressern

Tom Hardy als James Delaney in dem historischen BBC-Rachedrama „Taboo“. Die ersten acht Episoden sind auf Amazon Prime verfügbar.
© Concorde Filmverleih

Mit dem historischen Drama „Taboo“ hat sich Tom Hardy eine wortkarge Hauptrolle auf den tätowierten Leib geschrieben.

Von Silvana Resch

Innsbruck –Was schwerfällig und reichlich seltsam beginnt, entwickelt allmählich doch eine überraschende Sogwirkung. Seit Freitag ist die erste Staffel der BBC-Serie „Taboo“ im Videostreamingdienst Amazon Prime (wahlweise im Original oder in deutscher Synchronfassung) verfügbar. Ein Eitelkeitsprojekt von Hauptdarsteller Tom Hardy („Mad Max“), der gemeinsam mit seinem Vater Chips Hardy und Steven Knight das Drehbuch verfasste, urteilten britische Medien zunächst wenig begeistert. Doch gegen Ende der zunehmend brutalen ersten Staffel änderten viele ihre Meinung über diesen Genrehybriden. Die Serie stehe in der Tradition von britischen Horror-Produktionen wie „The Wicker Man“ (1973) und den Werken von Regisseur Ken Russell, lobte etwa der Guardian „Taboo“. Mit historischen Dramaserien wie der leichtfüßig-nostalgischen Erfolgsproduktion „Downton Abbey“ hat Hardys Soloshow tatsächlich wenig am Hut. Vielmehr wird dem Titel gemäß ein Tabu nach dem anderen gebrochen. Geschwisterliebe, Kannibalismus, Voodoo und Wahnsinn treffen hier auf eine historisch verbrämte Kapitalismus- bzw. Kolonialismuskritik. Im Jahr 1814, vor dem realen Hintergrund eines Krieges zwischen England und den Vereinigten Staaten, passieren allerhand rätselhafte Dinge, die den Seher zunächst kaltlassen. Auch dass die wahrhaft Herrschenden in der Ostindien-Kompanie sitzen, trägt zunächst wenig zur Spannung bei. „Die Kompanie besitzt mehr Männer, Waffen und Schiffe als alle christlichen Nationen zusammen“, klärt der Anwalt den totgeglaubten Afrika-Heimkehrer James Delaney (Tom Hardy) auf. „Jetzt ist sie Gott, der Allmächtige.“ Doch es ist nicht der klassische Kampf Gut gegen Böse, der sich hier zwischen dem skrupellosen multinationalen Unternehmen und dem wortkargen Helden entspinnt. Denn Delaney ist ein von dem, was er in den afrikanischen Kolonien erlebt hat, schwer Traumatisierter. Seinen Widersachern beißt er da schon mal ein Stück Fleisch aus dem Hals. „Hast du Menschenfleisch gegessen?“, wird ihn seine über Delaneys Rückkehr gar nicht erfreute Halbschwester Zilpha Geary (Oona Chaplin) zuvor noch gefragt haben. Der inzestuösen Leidenschaft zwischen den beiden scheint der schreckliche Verdacht indes keinen Abbruch zu tun.

Delaney, der über unschätzbare Reichtümer zu verfügen scheint, ist zurück in ein düsteres und dreckiges London gekehrt, um das Erbe seines verstorbenen Vaters anzutreten. Der ihm vermachte Landstrich in den USA ist aber heiß begehrt und so wird bald ein erbitterter Kampf darum geführt. Auch amerikanische Spione dürfen da nicht fehlen. Tom Hardy in der Paraderolle eines undurchsichtigen Machos mit Hang zum Übersinnlichen trägt die Serie und spielt so nebenbei Kollegen wie Franka Potente als etwas steife Bordellbesitzerin an die Wand. Frauen haben in der Serie grundsätzlich wenig zu sagen. Die teils schwülstigen Dialoge kommen in der deutschen Synchronfassung zudem mitunter unfreiwillig komisch daher. Dennoch lohnt es sich, nicht vorschnell aufzugeben. Eine zweite Staffel wurde bereits in Auftrag gegeben.

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