Slowakei: Gedenktafel für ungarische Juden von Engerau enthüllt

Bratislava/Wien (APA) - Ungarische Juden, die unter dem Nazi-Regime im Arbeitslager Engerau auf dem Gebiet des heutigen Stadtteils Petrzalka...

Bratislava/Wien (APA) - Ungarische Juden, die unter dem Nazi-Regime im Arbeitslager Engerau auf dem Gebiet des heutigen Stadtteils Petrzalka in Bratislava umgekommen sind, haben nach 72 Jahren eine erste Gedenkstätte bekommen.

Die Justizminister der Slowakei, Österreichs und Ungarns, Lucia Zitnanska, Wolfgang Brandstetter (ÖVP)und Laszlo Trocsanyi, enthüllten an der Stelle des einstigen Lagers gemeinsam feierlich eine Gedenktafel an die Opfer, wie die Nachrichtenagentur TASR am Mittwoch berichtete.

Die Tafel befindet sich an der Wand des heutigen Restaurants Leberfinger. In einem Nebengebäude, einst einem Pferdestall, befand sich von Dezember 1944 bis März 1945 eins von sechs Arbeitslagern, bestimmt für ungarische Juden. Unter unmenschlichen Bedingungen wurden über 1.700 Menschen im Lager gehalten.

Am Mittwoch, dem 29. März, waren genau 72 Jahre seit der Evakuierung des Arbeitslagers Engerau und der Deportation der Gefangenen nach Bad Deutsch-Altenburg vergangen. Während des Todesmarsches wurden Dutzende Gefangene erschossen. Weitere waren noch zuvor ermordet worden, ein Kommando von Wiener SS-Männern hatte mindestens 13 Häftlinge direkt auf dem Hof des Lagers erschossen.

Mitglieder des Kommandos waren im Lager Engerau zu Massenmördern geworden, wobei einige von ihnen zweifellos ordentliche Söhne oder Familienväter waren – die Frage, warum dies geschah, dürfe niemals in Vergessenheit geraten, erklärte Justizminister Brandstetter. Die Gedenktafel solle auch die nächsten Generationen an die faschistische Vergangenheit mahnen, einigten sich die Minister.

Es sei sehr schwer von menschlichen Schicksalen in einer Zeit, in der Menschenleben kaum Wert hatten, zu sprechen, so die slowakische Ressortchefin Zitnanska. Heute, wenn ganz Europa einem Anstieg von Radikalisierung und Extremismus trotzen müsse, sei es allerdings Pflicht, meinte sie.

Ganze 30 Prozent aller Todesstrafen, verhängt von österreichischen Gerichten für Naziverbrechen, waren Strafen für Verbrechen in Engerau. In Zusammenhang mit dem einstigen Arbeitslager im heutigen Petrzalka wurde gegen mehr als 70 Personen ermittelt, die sechs Engerau-Prozesse bildeten den größten Verfahrenskomplex in der Kompetenz österreichischer Gerichte. Für mehr als 70 Jahre seien dann aber die Opfer in Vergessenheit geraten, so die Historikerin Claudia Kuretsidis-Heider. Nicht nur wegen dem Eisernen Vorhang, sondern vielmehr, da es sich um österreichische NS-Täter gehandelt habe, meinte sie.