Schweizer Forscher machten neue Entdeckungen in Qumran-Höhle

Lugano/Jerusalem (APA/sda) - Schweizer Wissenschafter haben eine abschließende Untersuchung einer der Qumran-Höhlen durchgeführt, in denen d...

Lugano/Jerusalem (APA/sda) - Schweizer Wissenschafter haben eine abschließende Untersuchung einer der Qumran-Höhlen durchgeführt, in denen die berühmten Schriftrollen vom Toten Meer entdeckt wurden. Dabei stießen sie auf mehrere bisher übersehende Artefakte und eine unentdeckte Kammer, wie es am Donnerstag in einer Aussendung hieß.

In elf Felsenhöhlen nahe der Stadt Khirbet Qumran im Westjordanland hatten Beduinen zwischen 1947 und 1956 Fragmente von rund 850 Schriftrollen entdeckt, die unter anderem die ältesten bisher bekannten Bibelschriften beinhalten. Forscher der Universita della Svizzera Italiana (USI) in Lugano und des Istituto di Cultura e Archeologia delle terre Bibliche (ISCAB) haben nun die Erforschung der Höhle Q11 mit einer letzten Ausgrabungskampagne abgeschlossen, teilte die USI mit.

Q11 enthielt etwa 30 Schriftrollen, die 1956 entdeckt wurden; darunter einige der am besten erhaltenen Schriften. In den darauffolgenden Jahrzehnten wurden die Überreste in der Höhle durch mehrere Ausgrabungskampagnen verschiedener Forschungsinstitutionen erschlossen. Dabei übersahen die Forschenden offenbar einige Artefakte.

Die Schweizer Archäologen spürten in der bei früheren Grabungen beiseitegeschafften Erde unter anderem mehrere Textilfragmente auf. In ähnliche Stoffe waren auch die Schriftrollen eingewickelt, hieß es. Außerdem fanden sie Reste von Leder- und Holzartefakten, von Palmfasern und Heilpflanzen, sowie mehrere Tierknochen.

Durch ein schmales Loch gelangte einer der Höhlenexperten, Alessandro Maifredi, in eine bisher unbekannte Kammer von sechs Metern Länge, zwei Metern Breite und einer Höhe von 1,2 bis 3,5 Metern. In dieser fanden sich allerdings keine Spuren menschlicher Nutzung und aufgrund mehrerer an der Decke hängender Felsbrocken befanden die Forscher den Aufenthalt in der Höhle als zu gefährlich.

Außerdem lieferten geologische Analysen Daten, die es erlauben, den Zustand der Höhle vor den ersten Ausgrabungen zu rekonstruieren. Auch ließe sich anhand dessen abschätzen, wie die Höhle zu dem Zeitpunkt aussah, als die Schriftrollen darin eingelagert wurden.

In einem Abschlussbericht fassen die Forscher ihre Befunde und die aus früheren Grabungen zusammen. Ende April findet zudem ein internationales Treffen der auf die Höhle Q11 spezialisierten Forscher in Lugano statt, an der auch erstmals 40 bisher nicht veröffentlichte Manuskript-Fragmente vorgestellt werden sollen.

Die Hebräische Universität in Jerusalem berichtete kürzlich von Untersuchungen einer zwölften Grotte, die Hinweise auf weitere Schriftrollen lieferte. Allerdings war die Höhle geplündert und enthielt keine Schriftstücke mehr. Es bestünde aber Hoffnung, auf weitere Rollen zu stoßen, teilte die Universität mit. Die meisten Qumran-Rollen befinden sich im Israel-Museum in Jerusalem.