„Parsifal“: Buhs für Hermanis‘ Jugendstil-Therapie in der Staatsoper

Wien (APA) - Selten ist sich das Wiener Staatsopernpublikum so einig wie bei der Beurteilung des neuen „Parsifal“: Bei der Premiere am heuti...

Wien (APA) - Selten ist sich das Wiener Staatsopernpublikum so einig wie bei der Beurteilung des neuen „Parsifal“: Bei der Premiere am heutigen Donnerstagabend sah sich Regisseur Alvis Hermanis einem vielstimmigen Buh-Chor des Auditoriums gegenüber. Der lettische Theatermacher hatte das Geschehen um die Gralsritter und ihre Erlösung in eine Psychiatrie des Wien um 1900 verlegt.

Bei der großen Mehrheit der Zuschauer kam die Transponierung der Erlösergeschichte in eine Sanatoriumstherapie allerdings ungeachtet hoher Schauwerte nicht an - obgleich Otto Wagners Jugendstilarchitektur den Rahmen für die Bühnengestaltung bot, für die Hermanis wie immer in Personalunion ebenfalls verantwortlich zeichnete. Auch die Führung des Staatsopernorchesters durch Semyon Bychkow polarisierte die Gemüter. Seine in die Vollen gehende, oftmals wenig auf die Sänger Rücksicht nehmende Interpretation führte zu einem Wettstreit aus Befürwortern und Gegnern.

Einhellig fiel die Zustimmung hingegen beim Sängerensemble aus. Allen voran Einspringer Rene Pape, der kurzfristig Hans-Peter König ersetzte, wurde gefeiert. Aber auch Christopher Ventris in der Titelpartie, Wagner-Ikone Nina Stemme als Kundry und Gerald Finley als Gralsritter Amfortas konnten sich über langen Applaus freuen.

(S E R V I C E - „Parsifal“ von Richard Wagner an der Staatsoper, Opernring 2, 1010 Wien. Dirigent: Semyon Bychkow, Regie und Bühne: Alvis Hermanis, Kostüme: Kristine Jurjane, Licht: Gleb Filshtinsky. Mit Gerald Finley - Amfortas, Rene Pape - Gurnemanz, Christopher Ventris - Parsifal, Jochen Schmeckenbecher - Klingsor, Nina Stemme - Kundry, Jongmin Park - Titurel, u.a. Weitere Aufführungen am 2., 6., 9., 13. und 16. April. www.wiener-staatsoper.at)

(A V I S O - Die APA versendet morgen, Freitag, eine ausführliche Kritik zum „Parsifal“. - Die APA hat am 16. März unter APA047 das Interview „Staatsopern-Regisseur Hermanis: „Es ist eine ‚Parsifal‘-Therapie“ versendet.)