„Homohalal“: Ibrahim Amirs Flüchtlingskomödie in Dresden umjubelt
Dresden/Wien (APA/dpa) - In Wien sorgte die Absage der geplanten Uraufführung von Ibrahim Amirs Flüchtlings-Dystopie „Homohalal“ im Volksthe...
Dresden/Wien (APA/dpa) - In Wien sorgte die Absage der geplanten Uraufführung von Ibrahim Amirs Flüchtlings-Dystopie „Homohalal“ im Volkstheater im Vorjahr noch für große Aufregung. Dann sprang Dresden ein - und am dortigen Staatsschauspiel sorgte das als Komödie angelegte Flüchtlingsstück des syrischen Autors unter Regie von Nachwuchskraft Laura Linnenbaum am Donnerstag für viel Beifall.
Im Kleinen Haus des Staatsschauspiels präsentierte Linnenbaum das von Amir aktualisierte und auf Dresden zugeschnittene Stück. Dabei werden Seitenhiebe auf die asyl- und islamfeindliche Pegida-Bewegung ausgeteilt. So bleibt dem Betrachter bei der „Komödie“ oft das Lachen im Halse stecken. Filmsequenzen von brutaler Gewalt aus der Heimat von Flüchtlingen werden mit Szenen ausländerfeindlicher Übergriffe in Sachsen und Bildern von Politikern gemischt. Mitunter kommt der Text moralisierend daher, dann wieder sorgt Klamauk für Lacher.
Amir und die Regie siedeln das Stück im Jahre 2037 in Dresden an. Auf einer Trauerfeier versammeln sich nach 20 Jahren ehemalige Flüchtlinge und ihre einstigen Helfer. Schon bald brechen Konflikte aus und auch ein gemeinsam begangenes Verbrechen wird dem Verdrängen entrissen. In einem Interview hatte Amir auf die Frage, ob man über die Flüchtlingskrise auch lachen darf, geantwortet: „Solange man das Thema ernst nimmt, ja.“
Als Basis diente dem in Wien lebenden Autor die Besetzung der Votivkirche durch Flüchtlinge im Dezember 2012, um auf ihre prekäre Lebenssituation in Österreich aufmerksam zu machen. Amir arbeitete daraufhin zwei Jahre lang in Workshops mit Geflüchteten und Aktivisten. Die Frage, ob man heutzutage über ein derart brisantes Thema lachen kann, beantwortete das Volkstheater damals jedoch mit einem Nein und sorgte die Uraufführung kurzerhand zehn Wochen vor der Premiere ab - was öffentliche Entrüstung nach sich zog.
Amir zeigte dafür Verständnis, wie er in einem Kommentar in der Wiener Wochenzeitung „Falter“ schrieb. In der „Flüchtlingskrise“ „erleben wir derzeit eine Art generalisierte Hysterie auf allen Ebenen. Jeder Vorfall, der auch nur ein bisschen mit Fremden zu tun hat, wird sofort gegen oder für die schutzsuchenden Menschen instrumentalisiert. Daher verstehe ich die Bedenken des Volkstheaters, das Stück zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu zeigen“, schrieb er damals.
(S E R V I C E - „Homohalal“ von Ibrahim Amir am Staatsschauspiel Dresden. Infos unter www.staatsschauspiel-dresden.de)