Opel Insignia Grand Sport

Klopfen an der Premium-Tür

Im Juli kommt der Opel Insignia Grand Sport – gegenüber dem Vorgänger wuchs die Limousine auf 4,9 Meter Länge.Foto: Hersteller

Rassig, verführerisch und mit allen technischen Wassern gewaschen: Der neue Opel Insignia Grand Sport verwischt ganz klar die Grenzen zur deutschen Premium-Konkurrenz.

Von Walter Schrott

Frankfurt – Rund 900.000 Stück setzte Opel seit der Premiere 2008 von der ersten Insignia-Generation ab. Das Marken-Flaggschiff holte sich auf Anhieb den Titel „Auto des Jahres“. Der Erfolg verpflichtet, deshalb hat Opel alle Register gezogen, um mit der zweiten Generation den Abstand zu den deutschen Premium-Herstellern zu verringern.

Inspiriert vom 2013 präsentierten Concept Monza ist die Fließhecklimousine zum Eyecatcher geworden, nach dem man sich nicht nur einmal umdreht. Wie ein viertüriges Coupé und mit glasklarem Design fährt der Insignia vor. Der markante Kühlergrill, die tief angesetzte Motorhaube, vor allem aber die aufregende Linienführung sorgen für einen skulpturalen Auftritt. Man entdeckt rundum nur Butterseiten und nicht den Hauch eines stilistischen Patzers.

Da passt die neue Modellbezeichnung Grand Sport. Grand, denn der Nachfolger streckt sich auf einer komplett neuen Plattform gegenüber dem Vorgänger um plus 5,5 Zentimeter auf 4,90 Meter Länge. Der Radstand hat um 9,2 Zentimeter zugelegt, dafür ist der Insignia um drei Zentimeter niedriger geworden. Damit gibt es auch mehr Platz für die Passagiere. Allerdings: Die rassige Formgebung knabbert am Kofferraumvolumen. 490 Liter passen ins Ladeabteil, bei umgelegten Rücksitzlehnen sind es 1450 Liter. Üppig zwar, aber um 40 Liter weniger als bisher. Doch wer Ladekapazität und erweiterten Nutzwert bevorzugt, ist ohnehin mit der Kombiversion Sports Tourer besser bedient. In den Lifestyle-Laster passen dann schon 560 bis 1665 Liter. Was der Insignia außen verspricht, hält er auch innen. Hohe Wertanmutung, blitzsaubere Verarbeitung und untadelige Ergonomie sorgen für hohen Wohlfühlfaktor. Deutlich spürbar, dass Opel sein Flaggschiff in Richtung Luxus getrimmt hat.

Konsequente Materialdiä­t hat den Insignia um bis zu 170 Kilo (Kombi bis zu 200 Kil­o) leichter gemacht. Was sich nicht nur auf den Spritkonsum, sondern auch auf die Fahrdynamik auswirkt. Zudem holt Opel immer mehr Technik aus der Oberklasse ins Reich der automobilen Mitte. Alle bekannten Assistenzsysteme sind – serienmäßig oder optional – ebenso an Bord wie umfassende Vernetzung. Das intelligente LED-Matrix-Licht setzt jetzt auf 32 LED-Segment­e (bisher 16) und erhöht den Fernlichtstrahl auf 400 Meter. Opels bewährter Telematikdienst OnStar wurde um die Funktionen Hotelreservierung und Parkplatzsuche erweitert. Der intelligente Allradantrieb mit Torque Vectoring (nur im 260-PS-Benziner) gehört zum Besten, was der Markt zu bieten hat. Dabei wird in engen und rasant gefahrenen Biegungen das kurvenäußere Rad gezielt beschleunigt, um der Untersteuerungstendenz entgegenzuwirken.

Die Triebwerkspalette setzt durchwegs auf Turbo: Der komplett neu entwickelte 1.5-Liter-Vierzylinder-Benziner mit wahlweise 140 oder 165 PS verrichtet seine Arbeit akustisch dezent, aber mit Nachdruck. Unter neun Sekunden geht es auf Tempo 100, Schluss ist bei 220 km/h. Der optimierte Top-Benziner holt aus zwei Litern Hubraum 260 PS. Die Selbstzünder-Fraktion ist mit einem 1.6-Turbodiesel mit 110 und 136 PS sowie dem 2.0 Turbodiesel mit 170 PS vertreten. Ebenfalls neu das manuelle 6-Gang-Schaltgetriebe mit präzisen Schaltwegen und passenden Anschlüssen. Je nach Motorisierung stehen Automatikgetriebe mit sechs oder acht Stufen zur Wahl. Bei der ersten Ausfahrt hat sich der Rüsselsheimer von seiner besten Seite gezeigt. Er verhält sich gutmütig, nimmt Kurven geschmeidig und federt locker über Grobheiten der Straße hinweg. Wer Fahrdynamik ganz oben auf die Wunschliste setzt, kann immer noch auf das adaptive Flex­ride-Fahrwerk zurückgreifen.

Der ab Juli erhältliche Insignia hebt ab, wenn es um Optik, Ausstattung und Fahrdynamik geht. Preislich bleibt er am Boden. Zwar sind die Österreich-Tarife noch nicht fixiert, ein Versprechen aber steht: „Wir werden uns am Vorgänger orientieren.“ Das ließe auf einen Einstiegspreis von rund 28.000 Euro schließen.