Bundespräsident eröffnete renoviertes Linzer Schauspielhaus

Linz (APA) - Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat das renovierte Linzer Schauspielhaus bei seinem ersten offiziellen Besuch in Oberö...

Linz (APA) - Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat das renovierte Linzer Schauspielhaus bei seinem ersten offiziellen Besuch in Oberösterreich am Samstagnachmittag eröffnet. Dabei ging er auf die Kosten für Kultur ein. Eine Rechtfertigung durch „Umwegrentabilität“ brauche es nicht. „Kunst und Kultur sind ein Wert an sich“.

Der Bundespräsident forderte die anwesenden Landespolitiker auf: „Lassen sie sich nicht irre machen“, wenn die Kosten von Kunst und Kultur diskutiert würden. Er betonte, dass für ihn als Ökonom selbstverständlich das Ausgeben von Steuergeld ein ernstes Thema sei. Bei dem zur Rechtfertigung verwendeten Begriff Umwegrentabilität sei er jedoch vorsichtig. In der Regel würde sie auch noch falsch berechnet. Dem stellte er den ökonomischen Begriff „Optionsnachfrage“ entgegen. Zu dessen Erklärung gestand er vor dem vollen Theatersaal ein, dass er in Wien lebe und dort selten in die Oper gehe. Den „Oje“-Zwischenruf aus dem Publikum wiederholte er vom Rednerpult. Aber er wolle in einer Stadt mit einer tollen Oper leben. Er könnte ja hingegen, wenn er wollte. Deren Existenz sei ihm was wert und er zahle dafür auch gerne Steuern.

Oberösterreich und der Landeshauptstadt Linz gratulierte er zum Transformationsprozess in den vergangenen Jahrzehnten. Er erinnerte an die früheren Stickstoffwerke und die Voest. Der erhöhte Wohlstand sei auch dafür verwendet worden, in Kunst und Kultur zu investieren. Er zählte die Eröffnung des Ars Electronica Centers 1996, des Lentos Kunstmuseums 2003, Linz Europäische Kulturhauptstadt 2009, die Eröffnung des Musiktheaters 2013 und nun das rundum erneuerte Schauspielhaus auf.

Davor ging das Staatsoberhaupt, das zu seinem ersten offiziellen Besuch nach Oberösterreich gekommen war, auf die Verzögerung der Eröffnung um rund zweieinhalb Monate durch unvorhergesehene bauliche Probleme ein. Verzögerungen hätten auch etwas Gutes - „ich weiß von ich spreche“, meinte er launig. Immerhin sei es im Theater um wichtige Fragen gegangen wie Akustik und Beleuchtung. „In meinem Fall ging es um Klebstoff“, verglich er. Er sei sogar dankbar für die Verzögerung, ansonsten wäre es ihm nämlich nicht möglich gewesen, daran mitzuwirken.

Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) betonte die Bedeutung von Theater. Es sei fähig, die Menschen zu verändern. Die Künstler würden durch Zuspitzung und Übertreibung die Zuschauer dazu anregen, sich selbst zu reflektieren. Kultur und Theater gebe Identität, sei der Kitt zum Zusammenhalt und auch ein Ventil. Deshalb sei es eine Verpflichtung künstlerische Entfaltung zu ermöglichen. Das Schauspielhaus erstrahle nun wieder in neuem Glanz der 1950er-Jahre. Es spiegle die damalige Aufbruchsstimmung wider. Zuvor hatte sich die gesamte Führung des Landestheaters für die renovierte Spielstätte und das dafür verwendete Steuergeld bedankt. Es sei nun eine Verpflichtung, diese Dankbarkeit durch besondere künstlerische Leistungen zu zeigen.

Das bereits im 18. Jahrhundert als Theater genutzte Gebäude wurde 1919 neu gebaut. Architekt Clemens Holzmeister unterzog es einer Neukonzeption, die 1958 in Betrieb genommen wurde. Im Mai 2016 wurde mit der Renovierung begonnen. Sie sollte zu Jahresbeginn 2017 abgeschlossen sein. Sie verzögerte sich aber und verteuerte sich von acht auf 9,5 Millionen Euro. Es galt das Arbeitsmotto: „Besser sitzen, sehen und hören“. Die Zahl der Plätze wurde von 680 auf 500 reduziert. Die Klimatisierung wurde völlig neu konzipiert. Die Sicherheitsverhältnisse wurde verbessert, ebenso die Arbeitsbedingungen für das Theaterpersonal.

Nach der offiziellen Eröffnung des Hauses war für den Abend die Premiere von „Der Sturm“ von William Shakespeare geplant - die erste Inszenierung des neuen Schauspiel-Chefs Stephan Suschke. Weil aus Platzgründen die Besucherzahl bei beiden Terminen beschränkt ist, gibt es am 2. April eine „Hausöffnung für alle“ mit der Präsentation der renovierten Räume, Informationen über Umbau und Gebäude, Begegnung mit den Theaterschaffenden und diverser Unterhaltung bei freiem Eintritt.