Kosovos Ex-Regierungschef Haradinaj fühlt sich „politisch verfolgt“
Paris (APA/AFP) - Der in Frankreich festgesetzte frühere Regierungschef des Kosovo, Ramush Haradinaj, sieht sich als Opfer politischer Verfo...
Paris (APA/AFP) - Der in Frankreich festgesetzte frühere Regierungschef des Kosovo, Ramush Haradinaj, sieht sich als Opfer politischer Verfolgung. Das von Serbien gestellte Auslieferungsgesuch, das am Donnerstag von einem französischen Gericht erneut geprüft wird, sei „unbegründet“, sagte Haradinaj am Sonntag in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP in Straßburg.
„Ich bin Opfer einer wahren politischen Verfolgung wegen meines Einsatzes für ein unabhängiges Kosovo.“ Haradinaj war am 4. Jänner aufgrund eines von Serbien ausgestellten internationalen Haftbefehls von der französischen Polizei auf dem Flughafen Basel-Mülhausen festgenommen worden. Er darf seither das Land nicht verlassen. Ein Berufungsgericht in Colmar befasst sich am 6. April mit dem Auslieferungsgesuch.
Er gehe nicht davon aus, dass er nach Serbien ausgeliefert werde, sagte Haradinaj der AFP. Aber mit einer Entscheidung der französischen Justiz rechne er noch nicht am Donnerstag, sondern erst in einigen Wochen. Haradinaj kritisierte, dass er den Wahlkampf im Kosovo verpasse. Es sei möglich, dass in der ersten Juni-Hälfte vorgezogene Neuwahlen stattfänden.
Die serbischen Behörden werfen Haradinaj, einem ehemaligen Anführer der Rebellenorganisation UCK, Verbrechen an der serbischen Zivilbevölkerung während des Kosovo-Krieges (1998-1999) vor. Haradinaj war von 2004 bis 2005 Regierungschef und ist derzeit Abgeordneter im Kosovo. Er steht in Opposition zu Staatschef Hashim Thaci. In der Bevölkerung genießt er Rückhalt. Das 2013 zwischen den Regierungen in Pristina und Belgrad geschlossene Abkommen zur Normalisierung der Beziehungen lehnt er ab.
Das UN-Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien hatte Haradinaj 2008 und 2012 in zwei Prozessen freigesprochen. Die serbische Seite legt ihm allerdings andere Taten zur Last als diejenigen, um die es in den Prozessen in Den Haag ging.
Die zu mehr als 90 Prozent von ethnischen Albanern bewohnte ehemalige serbische Provinz Kosovo war nach dem Krieg der Jahre 1998 und 1999 unter internationale Verwaltung gestellt worden. 2008 erklärte sich das Kosovo einseitig für unabhängig von Serbien. Die serbische Regierung und die Kosovo-Serben erkennen die Unabhängigkeit jedoch nach wie vor nicht an.