Krankenschwester wurde zur prämierten Winzerin
Die Liebe zog die gelernte Krankenschwester Michaela Putz aus Nußdorf-Debant nach Niederösterreich. Heute baut sie dort Bio-Wein an.
Von Peter Unterweger
Nußdorf-Debant, Bad Pirawarth-Kollnbrunn –Die Familie Putz im Werbefernsehen ist ein künstliches Konstrukt mit dem Ziel, möglichst viele Käufer in ein Möbelhaus zu locken. Die Familie Putz in Kollnbrunn in Niederösterreich ist zwar (noch) nicht so bekannt, aber dafür ganz echt und ganz natürlich, so wie ihr Bio-Wein. Und die Weinbauerfamilie hat mindestens so hohe Sympathiewerte. Für die Winzerin gibt es inzwischen die ersten Weinprämierungen. Das Außergewöhnliche daran: Michaela Putz kommt aus Osttirol und war früher Krankenschwester in Lienz.
So wie ihre Heimatgemeinde Nußdorf-Debant ist ihr neuer Wohnort eine Marktgemeinde und ein Doppelort: Bad Pirawarth-Kollnbrunn. Der Wein- und Kurort liegt an der Brünnerstraße, gut 30 Kilometer nördlich von Wien. Ein Phänomen in der Gegend ist der Kollnbrunner Kellerberg. In bis zu drei Etagen übereinander führen Kellerröhren durch den Berg. Eine weitere Besonderheit von Kollnbrunn ist die leistungsstarke Mannschaft der örtlichen Feuerwehr.
Diese Truppe nahm im Jahre 2003 am Tiroler Landesfeuerwehrwettbewerb teil. Austragungsort war Nußdorf-Debant. Nach den Wettkämpfen wurde gefeiert. „Ich arbeitete damals als Krankenschwester in der chirurgischen Abteilung des Lienzer Spitals“, erzählt Michaela. Da sie am nächsten Tag Dienst hatte, nahm sie ihrer gewissenhaften Art entsprechend nicht am Fest teil. „Ich fuhr nur hin, um meine Schwester abzuholen“, schildert sie. Und dabei kreuzten sich die Wege von Michaela, damals noch Unterguggenberger, und dem niederösterreichischen Feuerwehrmann Leo Putz.
Im Jahre 2010 kam die Kollnbrunner Feuerwehr wieder nach Osttirol: diesmal, um die Hochzeit von Michaela und Leo zu feiern. Auch die Musikkapelle Bad Pirawarth marschierte nach dem Ringtausch am Lienzer Standesamt auf. Und selbstverständlich war auch ihre Stammkapelle dabei: Bei der Musikkapelle Nußdorf spielte Michaela Klarinette. „Es war ein rauschendes Fest mit 200 Leuten!“, schwärmt die Musikerin, die nun ihre niederösterreichische Blaskapelle verstärkt.
Inzwischen gibt es eine richtige Familie Putz: Die drei kleinen Mädchen Karoline, Martina und Johanna sorgen für Leben am Winzerhof.
Michaela Putz arbeitete zunächst in der Klinik Pirawarth. Leo Putz fährt hauptberuflich als Notfallsanitäter beim Roten Kreuz in Mistelbach mit. Als sich die beiden dazu entschlossen, den elterlichen Betrieb zu übernehmen und die bis dahin verpachteten Weingärten selbst zu bewirtschaften, konzentrierte sich die Neo-Winzerin ganz auf ihre Aufgaben im Weinbau. In Osttirol hatte sie bereits die landwirtschaftliche Lehranstalt in der Lienzer Peggetz besucht. In Abendkursen an der landwirtschaftlichen Fachschule in Mistelbach erweiterte sie ihre Kenntnisse in Richtung Weinbau.
„Mit diesem Basiswissen ging es dann an die Praxis und ich lernte im Weingarten nach und nach, welch wunderbare Pflanze der Weinstock ist“, berichtet Michaela Putz von ihren Erfahrungen.
Ihre Weingärten umfassen zwei Hektar, die lehmigen Böden und das sonnenreiche Klima des südlichen Weinviertels bieten eine gute Voraussetzung zum Produzieren von edlen Weinen. Die Palette reicht bei Weißweinen vom Grünen Veltliner über Welschriesling bis zum Rheinriesling, beim Roten wird der Zweigelt gekeltert. Natürlich gibt es auch Traubensaft.
Wichtig war der „Jungwinzerin“ die biologische Wirtschaftsweise. Michaela Putz: „Ich komm’ ja von einem Bio-Milchbetrieb. Wir haben nur eine Erde und die soll für nachfolgende Generationen erhalten bleiben“, gibt sich Michaela Putz verantwortungsbewusst. Die Familie Putz war unter den Ersten, die in Kollnbrunn biologischen Weinbau betrieben. „Früher gab es viele kritische Stimmen, heute ist Bio schon positiv besetzt“, freut sich die Osttiroler Weinbäurin.
Stolz kann Michaela Putz auf die Qualität ihrer Weine sein. Für den Welschriesling 2015 wurde ihr im Vorjahr bei der Poysdorfer Weinparade die Silbermedaille verliehen. Mit viel Arbeit ist der Weinbau verbunden, besonders zur Zeit der Weinlese. Da kann jede helfende Hand gebraucht werden. Dann kommen auch die in Wien lebenden Verwandten und helfen fleißig mit: zum Beispiel ihre Tante Klara Troyer mit ihrem Mann Christian, wenn dieser nicht gerade die Posaune beim Radiosymphonieorchester spielen muss. „Osttiroler in Wien sind herzlich eingeladen zum Lesen“, lacht Michaela.
Auch Mitglieder des Club Osttirol in Wien führte ein Ausflug ins Bio-Weingut Putz. Die Teilnehmer schwärmen noch heute vom Weingenuss und der Gastfreundschaft der Familie. Für Osttiroler ist die Anreise für eine Weinverkostung nach Kollnbrunn eher mühsam. Wer aber neugierig geworden ist, bekommt den Wein auch im Ab-Hof-Verkauf der Familie Unterguggenberger vulgo Hauser in Alt-Debant 5.