Rupprechter: Irland fürchtet um seine Agrarmärkte wegen Brexit
London/Luxemburg (APA) - Irland hat nach Worten von Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) große Sorge um seine Agrarmärkte wegen d...
London/Luxemburg (APA) - Irland hat nach Worten von Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) große Sorge um seine Agrarmärkte wegen des britischen EU-Austritts (Brexit). Fast die Hälfte der irischen Agrarexporte würde derzeit nach Großbritannien gehen, davon Rindfleisch im Warenwert von mehr als einer Mrd. Euro, sagte Rupprechter am Montag in Luxemburg. Diese Waren könnten nach dem Brexit in die EU drängen.
Der Agrarminister kam am Rande des EU-Landwirtschaftsrates mit seinem irischen Kollegen Michael Creed zu einem bilateralen Gespräch zusammen. Die Brexit-Themen werden insbesondere den österreichischen EU-Ratsvorsitz in der zweiten Hälfte 2018 beschäftigen, wenn die Verhandlungen zwischen der EU und Großbritannien planmäßig abgeschlossen werden sollen.
Irland wolle angesichts der befürchteten Schwierigkeiten lange Übergangszeiten für den Fall eines Freihandelsabkommens zwischen der EU und Großbritannien. In einem EU-Austrittsabkommen mit Großbritannien sollten nach irischen Vorstellungen zudem Regeln zu Lebensmittelstandards auch für ein künftiges Freihandelsabkommen festgeschrieben werden, um die britischen Importe aus anderen Weltgegenden zu limitieren. „Das ist ein gerechtfertigtes Anliegen“, sagte Rupprechter.
Der österreichische Landwirtschaftsminister erinnerte überdies daran, dass in Nordirland die EU-Direktzahlungen 55 Prozent der landwirtschaftlichen Einkommen ausmachten. Noch gebe es keine Verpflichtungserklärung der britischen Regierung, diese Verluste im Zuge des Brexit zu kompensieren. Für London sei ein „harter Brexit“ machbar, aber Nordirland müsse massive Beeinträchtigungen erwarten, sagte Rupprechter.
Österreich hat nach Angaben des Landwirtschaftsministers einen positiven Agrarhandelssaldo mit Großbritannien. Mit einem Anteil von 2,7 Prozent der österreichischen Agrarausfuhren sei Großbritannien „ein interessanter Markt“. Rupprechter geht davon aus, dass die österreichischen Exporte auch unter einem Freihandelsabkommen nicht verloren gehen.
Mit Großbritannien falle ein wichtiger Nettozahler für die EU weg, sagte Rupprechter. Er fordert als Folge davon Einsparungen „in allen Bereichen, auch im Agrarbereich“. Die EU sollte ihre Unterstützungen stärker auf bäuerliche Familienbetriebe konzentrieren, und weniger in Richtung Agrarindustrie, verlangte Rupprechter. Dass Österreich am Ende des Tages netto gleich viel aus dem EU-Budget wie heute herausbekomme, sei „nicht realistisch“, dies sei klar. „Aber ich denke, Einsparungen sind machbar“, so Rupprechter. Man dürfe auch nicht übersehen, dass das EU-Budget nur ein Prozent der Wirtschaftsleistung der EU ausmache.