Lenin Moreno -Sozialist und Experte für „Die besten Witze der Welt“
Quito (APA/AFP) - Er ist als Rollstuhlfahrer ein weltweit beachteter Kämpfer für die Rechte von Behinderten, er trägt zwei programmatische V...
Quito (APA/AFP) - Er ist als Rollstuhlfahrer ein weltweit beachteter Kämpfer für die Rechte von Behinderten, er trägt zwei programmatische Vornamen und er hat das Zeug, Ecuador nach zehn Jahren unter Präsident Rafael Correa ein neues Antlitz zu verleihen: Lenin Boltaire Moreno - eigentlich sollte sein zweiter Vorname als Voltaire eingetragen werden - entstammt wie Correa dem sozialistischen Lager, aber sein Profil ist ein anderes.
Der 64-Jährige ist ein jovialer Typ, der sich um „Die besten Witze der Welt“ und andere Scherzartikel kümmert.
Studiert hat Moreno Verwaltungswissenschaften. Bei einem Raubüberfall 1998 erlitt er eine Schussverletzung. Seitdem sitzt er im Rollstuhl. Den Schicksalsschlag der Querschnittslähmung habe er mit Humor überwunden, erläuterte Moreno einmal. In etlichen Büchern hat Moreno sich mit der Welt der Witze und des Lachens beschäftigt. „Humor ist gut für die Gesundheit“, lautet sein Motto. „Darum wird er von Ärzten nicht verschrieben.“ Moreno aber lässt seine Scherze auch in Wahlkampfreden einfließen.
Sein Vater habe sozialistische Ideen verfochten, sagt Moreno, seine Mutter liberale. „Beide haben viel gelesen, für Papa musste es Lenin sein, für Mama Voltaire.“ Sein Wahlprogramm setzt Schwerpunkte beim Kampf gegen Mangelernährung und häusliche Gewalt, auf Fürsorge für Alleinerziehende und Senioren.
Moreno ließ bereits durchblicken, dass er einen weniger konfrontativen Stil pflegen will als Correa - eine Politik der „ausgestreckten Hand“. Correa suchte geradezu die Auseinandersetzung mit multinationalen Konzernen, er verwies US-Beamte des Landes und zerriss Zeitungen, die ihm missfielen.
Der Freimaurer Moreno, seit vier Jahrzehnten mit Rocio Gonzalez verheiratet, mit der er drei Töchter hat, betrachtet die Politik als „Kunst des Dienstes am Gemeinwesen, auch mit Aufopferung“. Er war der erste, der eine Studie über die Lage von Behinderten in Ecuador anfertigte. Der damalige UN-Generalsekretär Ban Ki-moon berief Moreno zum Sonderbeauftragten für Behinderungen und Barrierefreiheit.
Einer seiner engsten ehemaligen Mitarbeiter, Xavier Torres, beschrieb den künftigen Präsidenten als „sehr anspruchsvoll“ gegenüber seinen Kollegen. Überhaupt nicht leiden kann er demnach Zuspätkommen und Unaufrichtigkeit.