Studie: Migranten machen sich in Deutschland häufiger selbstständig

Berlin (APA/Reuters) - Migranten machen sich in Deutschland besonders häufig selbstständig. Jährlich gebe es rund 170.000 Existenzgründungen...

Berlin (APA/Reuters) - Migranten machen sich in Deutschland besonders häufig selbstständig. Jährlich gebe es rund 170.000 Existenzgründungen durch sie, wie die staatliche deutsche Förderbank KfW am Dienstag mitteilte. Jeder fünfte Gründer ist demnach Ausländer oder eingebürgert, bei einem Bevölkerungsanteil von lediglich 18 Prozent.

„Migranten wagen überdurchschnittlich oft den Schritt in die Selbstständigkeit und leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Gründungsgeschehen“, sagte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. „Spannend ist, dass wir unter Migranten eine besonders hohe Gründungsneigung von Akademikern sehen.“

Demnach lag die Gründerquote von Akademikern von 2009 bis 2015 bei durchschnittlich 2,3 Prozent, die von akademisch gebildeten Migranten dagegen bei 3,1 Prozent. „Ein Hochschulabschluss geht bei Migranten außerdem mit einer geringeren Abbruchwahrscheinlichkeit einher“, sagte Zeuner. „Bildung zahlt sich aus.“

Besonderheiten zeigen sich der Studie zufolge auch bei den Finanzierungsquellen. Demnach nutzen Migranten deutlich häufiger Mittel aus dem persönlichen Umfeld, etwa Geld von Familienmitgliedern oder Freunden. Auch greifen sie viel häufiger auf Dispokredite zurück und stützen sich im Gegenzug seltener auf Bankdarlehen. „Die Tendenz zu teureren Überziehungskrediten kann ein Hinweis auf beschränkten Kreditzugang sein, zum Beispiel weil Sprachprobleme die Informationsbeschaffung oder die Kreditverhandlung erschweren“, sagte Zeuner.

Kehrseite der hohen Gründerquote von Migranten sei eine ebenfalls höhere Abbruchquote. In den ersten zwei Jahren beenden 22 Prozent der Gründer ihr Projekt wieder, unter den Migranten sind es 30 Prozent. „Für das Abbruchrisiko von Existenzgründungen ist nicht die Staatsangehörigkeit der entscheidende Faktor“, erklärte Zeuner. „Migranten gründen häufiger aus Mangel an Erwerbsalternativen - und brechen ihr Projekt dann eher wieder ab, wenn sich attraktive Jobmöglichkeiten bieten.“