Wanderweg im Wasser: Neue Aufstiegshilfe für Wiens Donaufische

Wien (APA) - Am Nußdorfer Wehr, wo im Norden Wiens der Donaukanal als künstlicher Seitenarm der Donau beginnt, befindet sich nun ein Wanderp...

Wien (APA) - Am Nußdorfer Wehr, wo im Norden Wiens der Donaukanal als künstlicher Seitenarm der Donau beginnt, befindet sich nun ein Wanderpfad im Wasser: Er wurde aber nicht für Ausflügler errichtet, sondern für die Donaufische. Die Konstruktion soll es ihnen ermöglichen, trotz des dort befindlichen Kleinkraftwerks samt Staustufen flussaufwärts zu schwimmen. Am Dienstag wurde das Bauwerk eröffnet.

Fischtreppen sind übliche Wassereinrichtungen, damit Fische und Kleinwassertiere bauliche Hindernisse etwa in Form von Stauwehren oder Wasserkraftanlagen überwinden können. Das ist wichtig, weil bestimmte Flussbewohner breite Lebensräume benötigen und etwa zum Ablaichen stromaufwärts wandern.

Für viele tierische Donaukanalanrainer, die im Süden am Praterspitz von der Donau gewissermaßen abzweigen, bedeutet das Nußdorfer Wehr allerdings Endstation. Denn hier befindet sich seit 2005 ein vom Verbund betriebenes Kleinkraftwerk. Der Bau bzw. die für den Betrieb nötigen mehrere Meter hohen Staustufen können die Fische beim besten Willen nicht überwinden. Also wurde ihnen in den vergangenen eineinhalb Jahren eine Art Umleitung gebaut, die heute im Beisein von Infrastrukturminister Jörg Leichtfried (SPÖ) eröffnet wurde.

Diese sanft ansteigenden künstlichen Wasserserpentinen aus insgesamt 37 aneinandergereihten Becken ermöglichen den Fischen, den Höhenunterschied von 3,6 Metern zu bewältigen. 320 Meter lang ist dieser Umweg. „Damit werden Donau und Donaukanal wieder verbunden“, sagte Projektleiter Winfried Fürst von der Wasserstraßen-Gesellschaft viadonau im APA-Gespräch. Passieren können die Aufstiegshilfe alle in der Donau vorkommenden Fische - von der kleinen Hasel bis zum eineinhalb Meter langen Wels. In der ersten Betriebswoche - die Fischtreppe ist schon seit einigen Tagen benutzbar - haben bereits 700 Exemplare den Aufstieg hinter sich gebracht, wurde heute eine erste Bilanz gezogen. Dank des Schotterbetts am Grund der Becken können sich auch Kleinsttiere wie Krebse oder Fliegenlarven nach oben kämpfen.

6,4 Mio. Euro waren für die Errichtung des Baus nötig. Die Kostenhöhe erklärt sich nicht zuletzt aus der Komplexität des Vorhabens. Denn schließlich musste mit einer speziellen Tiefbaumethode das Fundament der historischen Josef-von-Schemerl-Brücke von Otto Wagner - sie verbindet den Brigittenauer Sporn mit dem „Festland“ - untertunnelt werden.

Das Projekt ist nicht zuletzt den rechtlichen Auflagen geschuldet. Es folgt der EU-Wasserrahmenrichtlinie bzw. dem nationalen Gewässerbewirtschaftungsplan. Sie sollen - grob gesagt - die Renaturierung fördern und Wasserlebensräume schützen.