20 Jahre Gentechnik-Volksbegehren: Kritik an GVO im Futtertrog bleibt

Wien (APA) - Mit dem Gentechnik-Volksbegehren feiert im April das zweiterfolgreichste Volksbegehren das 20-jährige Jubiläum. Greenpeace sieh...

Wien (APA) - Mit dem Gentechnik-Volksbegehren feiert im April das zweiterfolgreichste Volksbegehren das 20-jährige Jubiläum. Greenpeace sieht dennoch kein gentechnikfreies Österreich, da in der Tiermast weiterhin tonnenweise Gentech-Soja verfüttert wird. Die Wiener Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) warnte am Mittwoch vor der Gentech-Lobby. Diese wolle ihre Produkte „durch die Hintertür“ auf den Markt bringen.

Konkret sprach Sima, die zum Zeitpunkt des im April 1997 durchgeführten Volksbegehrens Gentechnik-Expertin bei Global 2000 war, die „New plant breeding technologies“ (NPBT) an. Bei dieser Methode werde zwar direkt in das Genom eingegriffen, aber keine fremde DNA eingebracht. Trotzdem würden hier Gensequenzen ausgeschnitten und anderswo eingebracht oder Gensequenzen „ausgeschalten“ - das Genom werde „umgeschrieben“, erläuterte die Umweltstadträtin. In der Folge seien die Pflanzen nicht mehr als gentechnisch verändert erkennbar, weil eine natürliche Mutation ebenso der Grund für die Veränderung sein könnte. „Strenge Kontrollen und Kennzeichnung derart behandelter Lebensmittel sind unerlässlich“, betonte Sima. Wien habe auf diversen EU-Ebenen bereits im Vorjahr diese Positionen deponiert.

Beim Volksbegehren im Jahr 1997 sprachen sich mehr als 1,2 Millionen Menschen gegen Gentechnik in Nahrung und Landwirtschaft aus. „Dennoch kann man nicht von einem gentechnikfreien Österreich sprechen“, kritisierte Greenpeace-Experte Herwig Schuster, damals schon bei der NGO tätig, den Umstand, dass Gentech-Soja weiterhin in der Tiermast eingesetzt wird. In den Futtertrögen finden sich demnach jährlich rund 350.000 Tonnen derartiger Futtermittel, der Großteil davon in der Schweinemast, ein kleinerer Teil in der Rindermast.

Die österreichischen Milch-, Frischeier- und Hühnerfleischbranche zeige, dass es anders gehen würde. Greenpeace forderte von den Schweinefleischproduzenten, „auch abseits von Nischenprojekten Gentechnik aus den Futtertrögen zu verbannen. Auch tierische Produkte aus dem Ausland seien meist nicht gentechnikfrei produziert. Die Umweltstadträtin wies indes mit der seit 2012 beworbenen „Donau Soja Initiative“ auf den Anbau von gentechnikfreiem Soja in Europa hin. Greenpeace riet Konsumenten, die auf Gentechnik verzichten wollen, zu Bio-Produkten zu greifen oder Lebensmittel zu wählen, die mit dem grünen „Ohne Gentechnik“-Gütezeichen gekennzeichnet sind.

In Summe hat das Volksbegehren trotz der genannten Kritikpunkte den Erfolg gezeitigt, dass es keinen Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen in Österreich und keine Freisetzungen gibt. Alle in der EU zugelassenen gentechnisch veränderten Pflanzen sind in Österreich verboten: „Das muss auch künftig so bleiben“, schloss Sima. „Gemeinsamer Widerstand zahlt sich aus“, resümierte Peter Weish anlässlich des Jubiläums. Er war damals der Sprecher des von einer breiten Allianz von NGO getragen Volksbegehrens.

(S E R V I C E - Greenpeace-Fact-Sheet zu „20 Jahre Gentechnik-Volksbegehren“: http://bit.ly/2o4N0wL)