Fußball: „Experte“ Prödl glaubt an positive Impulse aus Frauen-EM
Watford/Milton Keynes (APA) - Sebastian Prödl hat Gefallen gefunden am Frauenfußball. Der Nationalspieler ist der Cousin von ÖFB-Teamkapitän...
Watford/Milton Keynes (APA) - Sebastian Prödl hat Gefallen gefunden am Frauenfußball. Der Nationalspieler ist der Cousin von ÖFB-Teamkapitänin Viktoria Schnaderbeck. Als solcher freut sich der Watford-Legionär besonders über die erstmalige EM-Teilnahme der Österreicherinnen im Sommer in den Niederlanden (16. Juli bis 6. August). Am Montag testen die ÖFB-Frauen in seiner Wahlheimat England den Ernstfall.
„Ich habe auch erst durch Viki begonnen, mich mit Frauenfußball zu beschäftigen. Das hat mir ein bisschen die Augen geöffnet“, erklärte Prödl im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. „Unsere Mädels spielen schon sehr gut.“ Auf Platz 24 der Weltrangliste liegt das Team von Dominik Thalhammer, jenes von Herren-Teamchef Marcel Koller ist zwölf Plätze schlechter klassiert.
Männer- und Frauenfußball seien aber zu unterschiedlich. Es gehe nicht darum, wer härter schießen oder schneller laufen könne. „Man darf nicht mit Vergleichen beginnen“, meinte Prödl. „Das ist wie mit anderen Sportarten. Man muss eigene Maßstäbe anlegen und sehen, wo das alles angefangen hat in Österreich.“ Erst seit 2011 gibt es das Nationale Zentrum für Frauenfußball in St. Pölten, in den vergangenen Jahren ging es stetig bergauf.
Vorläufiger Höhepunkt ist die erste EM-Teilnahme. Gruppengegner sind die Schweiz, der Weltranglisten-Dritte Frankreich und Island. „Zu einer Endrunde zu fahren, ist etwas Gigantisches“, weiß Prödl, der diese Erfahrung bereits zweimal mit dem A-Team gemacht hat (2008, 2016). „Ich hoffe schon, dass sie besser abschneiden, als wir das getan haben in Frankreich.“
Die Bedeutung der erfolgreichen Qualifikation sei gar nicht hoch genug einzuschätzen. „Es tut dem ganzen ÖFB gut“, meinte Prödl. „Es zeigt die gute Arbeit, die verrichtet wird, und animiert junge Sportlerinnen zum Fußball. Sie interessieren sich, das tut auch uns Männern gut.“ Auch zwischen den Betreuerteams finde ein Austausch statt.
Zur EM-Vorbereitung testen die ÖFB-Frauen am Montag beim Weltranglisten-Vierten in England. So es sein Trainingsplan zulässt, möchte Prödl, der selbst mit Rippenproblemen zu kämpfen hat, seiner Cousine in Milton Keynes auf die Beine schauen. Die Kleinstadt, in der auch das Formel-1-Team Red Bull Racing beheimatet ist, liegt nur eine Dreiviertelstunde von Watford im Nordwesten Londons entfernt.
Frauenfußball genießt in England einen viel höheren Stellenwert als in Österreich. Das hat auch Prödl beobachtet. „In England sind viel mehr Ressourcen vorhanden. Die Arbeit, die Österreich jetzt macht, hat in England schon vor Jahrzehnten begonnen.“ Dazu kommt das mediale Interesse. Täglich gibt es Berichte im britischen Sportfernsehen. „Die Frauen werden sehr gepusht, aber das ist nur fair“, betonte der Steirer, der seit 2015 in England spielt. Die Spielerinnen werden professionell vermarktet. „Sie verdienen gutes Geld im Vergleich zum europäischen Durchschnitt.“
Die österreichische Frauen-Bundesliga ist weit weg von diesem Niveau. Prödl hofft aber, dass immer mehr Spielerinnen den Weg ins Ausland finden. Der Großteil des ÖFB-Frauenteams ist mittlerweile in Deutschland tätig. „Als Legionär bekommt man eine ganz andere Sichtweise“, erklärte der 29-Jährige. „Es hilft auch dem ÖFB weiter, wenn sie zurückkommen und etwas für den Fußball tun können. Sie haben dann einen ganz anderen Einblick.“
Schnaderbeck spielt seit zehn Jahren bei Bayern München. Die 26-jährige Defensiv-Allrounderin hat zuletzt nach fünfmonatiger Pause wegen einer Meniskusverletzung ihr Comeback gegeben. „Ich hoffe, dass sie sich gut vorbereiten kann auf die EM. Sie ist erfahren genug“, sagte Prödl über seine Cousine, mit der er regelmäßig im Austausch steht. Auch einige andere ÖFB-Spielerinnen habe er bereits kennengelernt. Nicht zuletzt deshalb will der Teamverteidiger auch in die Niederlande, um ein EM-Spiel besuchen.