Caritas-Experte zu Hungersnot: „Krise in Ostafrika wird verschlafen“
Nairobi/Wien (APA) - Aufgrund einer außergewöhnlichen Dürreperiode und kriegerischen Auseinandersetzungen sind Millionen Menschen in Ostafri...
Nairobi/Wien (APA) - Aufgrund einer außergewöhnlichen Dürreperiode und kriegerischen Auseinandersetzungen sind Millionen Menschen in Ostafrika vom Hungertod bedroht. „Die Krise in Ostafrika wird verschlafen“, meint der niederösterreichische Caritas-Experte Raphael Thurn-Valsassina im APA-Gespräch. Die Not und die sich abzeichnende Dürre seien bekannt gewesen und öffentlich kommuniziert worden, dennoch reagiere die internationale Gemeinschaft nicht.
„Europa ist zu stark mit sich selbst beschäftigt, es gibt keinen Fokus auf Ostafrika“, so der Experte. Die internationale Gemeinschaft und die EU müssten Position beziehen und sich Gedanken machen, wie sie reagieren wollen. Die langfristige US-Strategie kenne man derzeit noch nicht. US-Präsident Donald Trump hat Einschnitte bei der Entwicklungshilfe angekündigt.
20 Millionen Menschen im Jemen, Somalia, Südäthiopien, Südsudan und Norduganda seinen von der Krise betroffen. Die UNO bräuchte vier Mrd. US-Dollar um eine Mindestversorgung in der Region sicherzustellen, habe aber bisher nur sieben Prozent dieser Gelder erhalten.
In Kenia, wo Thurn-Valsassina drei Wochen im Nothilfe Einsatz der Caritas war, gebe es nicht einmal funktionierende UNO-Strukturen. Mehr als 2,7 Millionen Menschen sind nach UNO-Angaben allein in Kenia von der Hungersnot betroffen, bis April sollen es bereits vier Millionen Menschen sein. „Die lokalen Kapazitäten sind überfordert.“
Die meisten Menschen in der Region Marsabit leben als Nomaden und ziehen mit ihren Tieren von einer Weidefläche zur nächsten. Sie leben von der Milch, dem Fleisch und dem Handel mit den Tieren. Nun sind laut Thurn-Valsassina aber die lokalen Märkte zusammengebrochen, viele Viehherden seien verendet, auch widerstandsfähige Kamele verendeten.
Frauen, ältere Menschen und Kinder blieben nun in Rundzelten zurück, während die Männer mit den Kamelen, erleichtert um den Hausrat, 80 bis zu 200 Kilometer zur nächsten lebensspendenden Wasserquelle weiterzögen. Die restliche Familie bliebe zurück und warte. „Die Menschen, die in den Dörfern zurückbleiben, sind akut unternährt und einige bereits in Lebensgefahr“, so der Caritas-Experte, der seit fünf Jahren in der Entwicklungszusammenarbeit tätig ist.
Das größte Problem sei derzeit, dass der Regen ausbleibe oder nur sehr zögerlich beginne. „Die Dürre wird anhalten. Die Menschen sind so geschwächt, dass sie es schwer wegstecken werden.“ Es gehe um das Notwendigste: um Nahrung, Wasser und Überlebenshilfe, sagt der studierte Soziologe Thurn-Valsassina. Die Region müsse unterstützt werden, um auf eigenen Beinen zu stehen. „Spenden sind dringend nötig - Hilfe kommt an“.
(Das Gespräch führte Viola Bauer/APA)
(S E R V I C E: Onlinespende-Möglichkeiten der Caritas: https://www.caritas.at/raw/spenden-helfen/spenden/online-spenden/)
~ WEB http://www.caritas.at/ ~ APA158 2017-04-06/10:48