„Aktionsraum Museum“ rückt das Salzburger Publikum ins Zentrum
Salzburg (APA) - Frauen mit akademischen Hintergrund jenseits der 40: Das ist die typische Klientel in Museen. Das Salzburger Museum der Mod...
Salzburg (APA) - Frauen mit akademischen Hintergrund jenseits der 40: Das ist die typische Klientel in Museen. Das Salzburger Museum der Moderne wollte das nicht so einfach stehen lassen und beschäftigt sich in „Aktionsraum Museum“ auf kreative und interaktive Weise mit neuen Publikumsschichten.
Menschen, die normalerweise wenig mit Kunst zu tun haben, werden zu Akteuren der Schau. Um die Barrieren abzubauen, sei der Eintritt in die Ausstellung frei, erklärte Museumsdirektorin Sabine Breitwieser am Donnerstag bei der Präsentation des Projektes.
Für „Aktionsraum Museum“ wurden Künstler eingeladen, sich mit Menschen, die normalerweise nicht zum typischen Publikum gehören, in Workshops gemeinsam Gedanken über das Museum und ihre Identität zu machen. Geleitet wurden die Workshops von Fotokünstlern, Filmemachern, Bühnenbildnern, Architekten oder Textkünstlern. Die Akteure waren Kinder, Flüchtlinge, Lehrlinge oder alte Menschen.
Senioren erzählen in „Stadt der Erinnerung“ mit collageartigen Arbeiten mit Bildern, Texten und Skizzen von früheren Zeiten. Ein Paar beschreibt beispielsweise einen Ausflug in den Mirabellgarten, der so lange dauerte, dass alle Gitter versperrt waren. Über eine Mauer gelang dann der rettende Sprung in die Freiheit. Alte Fotos zeigen die längst vergessenen Schwimmbäder, die es einmal in der Stadt gegeben hat.
Erinnerungen prägen auch die Arbeiten von Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die in Salzburg geboren wurden. Sie haben sich unter dem Titel „Salzburg in Salzburg - Sichten und Gesichter einer Stadt“ gemeinsam mit dem aus Stuttgart stammenden Fotokünstler Ferhat Ayne mit ihrem Leben in der Mozartstadt auseinandergesetzt. Die Bilder zeigen das verfallene Baumhaus der Kindheit, Treffen mit Freunden an der Salzach oder auf dem Mönchsberg oder eine Jugendszene, die in fremde Welten entführt. Berührend ist eine Arbeit eines afghanischen Flüchtlings: Er hat eine Serie von unterschiedlichen Blicken durch das Fenster seiner Unterkunft aufgenommen - Bilder, die er einem afghanischen Freund geschickt hat. Als Antwort bekam er Fotos mit Straßenszenen aus seiner Heimat - ein Dialog in Bildern.
„Aktionsraum Museum“ ist keine statische Schau. Das Publikum ist eingeladen, mitzuwirken und sich in Text und Bild selbst an der Ausstellung zu beteiligen. Auf kleinen Zetteln kann man seine Gedanken hinterlassen. Etwa zur Frage, was uns alle zusammenbringt und was uns trennt.
Zeitgleich mit „Aktionsraum Museum“ wird im Rupertinum eine Ausstellung mit Arbeiten des österreichischen Bildhauers Roland Goeschl gezeigt - die erste Präsentation seit dem Tod des Künstlers im vergangenen Dezember. Goeschl sei mit seinen Arbeiten hinaus aus den heiligen Hallen des Museums in den öffentlichen Raum gegangen, erzählte Breitwieser. Deshalb würden das Projekt „Aktionsraum Museum“ und die Schau mit Arbeiten des Bildhausers sich gut ergänzen.
(S E R V I C E: „Aktionsraum Museum“ und „Roland Goeschl. Farbraum total“ sind vom 7. April bis 16. Juli 2017 im Salzburger Rupertinum, Wiener-Philharmoniker-Gasse 9, 5020 Salzburg zu sehen. Der Eintritt ist frei. www.museumdermoderne.at)