Spurensuche nach Vergewaltigung einer Camperin: Wo steckt der Täter?
Seit Tagen schon drehen Polizisten jeden Stein um, um einen perfiden Verbrecher zu finden. Er soll ein Paar überfallen und die Frau vergewaltigt haben – während die beiden gerade ein Camping-Wochenende verbrachten. Die Ermittler glauben, dem Unbekannten näher zu kommen.
Bonn – Die Siegaue könnte in diesen Tagen eigentlich ein schöner Ort sein. Das Gras hat ein sattes Grün, das nach Frühling aussieht. Rund 80 Polizisten durchkämmen es gerade. Zentimeter für Zentimeter suchen sie die Wiesen ab und schauen in das Unterholz umgestürzter Bäume. Sie wollen ein Verbrechen aufklären, das sich an diesem Ort zugetragen haben soll – und das bislang noch nicht aufgeklärt ist. Der Täter ist noch auf der Flucht.
Nach Lage der Dinge hat der Unbekannte in dem Landstrich bei Bonn am Wochenende ein Paar überfallen, das zum Camping gekommen war. In der Nacht soll er sich an das Zelt der beiden angeschlichen und auf die Plane geschlagen haben. Er droht nach Polizeiangaben mit einer Art Machete, will Wertsachen. Draußen vergewaltigt er die 23 Jahre alte Frau. Ihr Freund alarmiert noch die Polizei, doch der Täter kann flüchten. Seitdem drehen die Fahnder jeden Stein um, um ihn zu finden. Bislang ohne durchschlagenden Erfolg.
Polizei tappt nicht ganz im Dunkeln
Die Polizei startet daher am Donnerstag erneut ein große Suchaktion – in der Hoffnung, vielleicht doch noch etwas zu finden, das der Unbekannte hat fallen lassen. Vor allem fehlt auch noch die Tatwaffe. „Wir haben es hier mit einem riesengroßen Areal zu tun. Wir wissen derzeit noch nicht, in welche Richtung der Täter konkret geflohen ist“, erklärt Polizeisprecher Robert Scholten.
Die Polizei ist bei der Fahndung zwar schon weitergekommen. Etwa habe man DNA-Material des Täters. Aber vieles liegt auch noch im Dunkeln. Etwa, welche Rolle die vier Decken spielen, die sichergestellt wurden und von denen die Polizei Fotos veröffentlicht hat. „Wir können es nicht ausschließen, dass er sich damit irgendwo aufgehalten hat, genächtigt hat, sich zugedeckt hat“, sagt Scholten. Man hofft weiterhin auf Hinweise.
Die Ungewissheit quält. „Je schneller ein Täter gefasst werden kann und je eher er auch zur Verantwortung gezogen wird, kann das bei den Opfern positiv in den therapeutischen Prozess mit reingenommen werden“, sagt der Psychotherapeut Uwe Wetter. Das spiele für die Verarbeitung eine große Rolle. „Vergewaltigungen sind neben Kriegsgeschehnissen die härtesten Eingriffe, die man in seinem Leben seelisch wie körperlich haben kann“, erklärt die Psychologin Ursula Gasch. Die Opfer erlebten die ersten Stunden bis Tage meist in einer kompletten Schockstarre. „Es folgt ein Hin und Her der Befindlichkeiten: In einem Moment ist es, als sei das alles gar nicht geschehen. Man spaltet es komplett ab. Im nächsten erlebt man einzelne Sequenzen so, als würde es gerade wieder geschehen.“
Polizist Scholten ist trotz der mühseligen Suche optimistisch. „Egal wo der Täter sich aufhält, egal woher der Täter kommt:Er muss ein Umfeld haben“, sagt er. Und das könne sich bei den Ermittlern melden. Man sei jetzt so prominent in den Medien. „Auch das Umfeld müsste das doch wahrnehmen.“ (Jonas-Erik Schmidt und Marius Becker, dpa)