Risiko für Belebung in Kauf nehmen
Mit einem eigenen Management für leerstehende Geschäfte versucht die Stadt Schwaz, die Innenstadt zu füllen. Fehlen nur noch die Kunden. Auch Tagestouristen und mehr Wohnraum sollen für Leben sorgen.
Von Eva-Maria Fankhauser
Schwaz –Und wieder haben zwei Geschäfte in der Schwazer Innenstadt ihre Türen geschlossen. Leere. Doch wie leer ist das Zentrum von Schwaz wirklich? Während dort ein Geschäft schließt, eröffnet ein paar Straßen weiter ein Café oder ein Weinlokal. Andreas Jenewein unterscheidet zwischen einem gefühlten Leerstand und dem tatsächlichen Leerstand. Er betreut mit der Stadt das Potenzialflächenmanagement. Laut ihm steht gar nicht so viel leer, wie viele oft glauben. „Es fühlt sich einfach leer an, wenn zwischen den Geschäften über eine längere Distanz die Schulbibliothek oder eine Bank den Platz einnehmen“, erklärt Jenewein. Doch das gehöre genauso dazu wie die anderen Unternehmen.
Dennoch fehlt die Frequenz in der Schwazer Innenstadt. Bei einer bezirksweiten Umfrage (Mehrfachnennungen möglich) der Tiroler Tageszeitung zeigte sich, dass 62 % der Befragten den Grund dafür bei den Stadtgalerien sehen, die in unmittelbarer Nähe den Altstadt-Geschäften die Kunden wegschnappen. 38 % hingegen glauben, dass man die Frequenz steigern könne, indem sich die Betreiber der Geschäfte mehr ins Zeug legen und die Stadt attraktiver gestalten. Jenewein glaubt nicht, dass man dem Einkaufszentrum die Schuld an der Misere geben kann. „Der Handel unterliegt einem Wandel, gewisse Branchen werden nicht mehr so nachgefragt, manche passen sich wiederum an. Das hat nichts mit dem Einkaufszentrum zu tun“, sagt er. Zudem könne man nicht auf Dauer mit Förderungen oder Ähnlichem eine strukturelle Änderung aufhalten. „Es ist eine individuelle Entscheidung, was der Kunde wo annehmen will.“ Man könne nicht Omnisbusse chartern und Leute ins Schwazer karren. „Es braucht einen Grund, warum Leute in die Innenstadt gehen wollen“, sagt der Projektleiter.
Wirtschaftsreferent und Vize-BM Martin Wex weiß, dass es die Unternehmer in der Innenstadt nicht leicht haben. Er sieht aber eine große Chance im Potenzialflächenmanagement. Dabei wird eine Bestandsaufnahme gemacht, sprich: Was steht wirklich leer, wo plant der Eigentümer schon selbst und was soll seitens des Eigentümer gar nicht auf den Markt gebracht werden? „Vieles sieht leer aus, das heißt aber nicht, dass der Eigentümer dort auch etwas drinnen haben will“, erklärt Jenewein. Das ehemalige Pedevilla-Feinkostgeschäft wäre laut Wex ein Beispiel dafür. Das müsse man einfach akzeptieren. Wenn eine Geschäftsfläche zur Verfügung steht und der Eigentümer einverstanden ist, mietet die Stadt diese an. Zu einem vorteilhaften Preis. „Dafür übernehmen wir das Risiko, einen Mieter zu finden, und garantieren über mehrere Jahre eine verlässliche Miete“, sagt Jenewein.
Klingt gut. Ist aber nicht einfach. Denn die Bereitschaft der Eigentümer sei verhalten. Derzeit gibt es laut Wex etwa vier Leerstände, für die sie geeignete Mieter suchen. Mehr nicht.
Im ehemaligen Heiß-Café könnte schon bald eine Gruppe von Programmierern einziehen. „Der Hauseigentümer ist begeistert von der Idee. Denn es wären noch weitere Arbeitsplätze für ein Co-Working frei“, sagt Wex. Man sei offen für neue und kreative Ideen. Ihm und Jenewein gehe es vor allem darum, die Innenstadt zu einem Highlight , zu einer Besonderheit zu machen.
Die Frequenz müsse sich aus mehreren Komponenten zusammensetzen: ein attraktives Angebot für Tagestouristen, revitalisierten Wohnraum und Geschäfte mit einem individuellen Charakter. Denn ein einziges Allheilmittel gebe es nicht.