Als Vicky Leandros weinte und 100.000 Sterne glühten
Heute vor 50 Jahren war die Hofburg das Zentrum der Song-Contest-Welt. Österreich wurde von Peter Horton vertreten, der für die TT zurückblickt.
Von Christiane Fasching
Innsbruck –Am 8. April 1967 war das Song-Contest-Universum noch schwarz-weiß. Lasershows waren Zukunftsmusik, Sound vom Band galt als verpönt, stattdessen untermalte ein Live-Orchester die Lieder jener 17 Nationen, die nach Wien gereist waren, um sich in einem friedlichen Gesangswettbewerb zu messen. Und zwar nicht in einer gigantischen Halle, sondern im altehrwürdigen Ambiente der Hofburg – heutzutage würde man dort wohl nicht einmal mehr das Pressezentrum unterbringen können.
„Die Zeiten haben sich geändert“, ist auch Peter Horton überzeugt, der vor exakt 50 Jahren Österreich mit dem Titel „Warum es 100.000 Sterne gibt“ vertrat. Und sich im Gespräch mit der TT an „aufregende, aber nicht stressige Stunden“ zurückerinnert. Bühnenerfahrung hatte der damals 25-Jährige trotz jungen Alters bereits zur Genüge gesammelt: Schon als 10-Jähriger war er als Wiener Sängerknabe im Rampenlicht gestanden, das Lampenfieber hielt sich also in Grenzen, als er mit Smoking und Fliege seinen „Schlason“ anstimmte. Schlason? „Das ist eine Mischung aus Schlager und Chanson – dieses Genre steckte ja noch in den Kinderschuhen“, sagt Horton, der im Laufe seiner Karriere mehr als 600 Lieder geschrieben hat und seit vielen Jahren auch als Autor aktiv ist. Der Song-Contest-Titel von anno dazumal ging allerdings nicht auf seine Kappe. „Ich war nur der Interpret – und hab’ das in meinen Augen ganz anständig gemacht“, sagt er. Trotzdem reichte es nur für Rang 14 – eine Platzierung, die bei 17 Teilnehmern wohl schwer als Erfolg verbucht werden kann.
Häme blieb dem Wahl-Münchner, der auch ein paar Jahre in der Wildschönau gelebt hat, allerdings erspart. Er selbst steckte die mickrigen zwei Punkte, die damals noch von einer Jury vergeben wurden, mit einem Lächeln weg.
Bei Vicky Leandros flossen indes bittere Tränen der Enttäuschung. „Sie war am Boden zerstört, weil sie nur auf dem vierten Platz gelandet war“, erinnert sich Horton an die verheulte Griechin, die fünf Jahre später Freudentränen vergießen sollte, als sie den Song Contest für Luxemburg gewann. Horton: „Wer bei so einem Wettbewerb mitmacht, muss das sportlich sehen. Es kann nur einen Sieger geben.“ Vor 50 Jahren war es eine Siegerin: Mit „Puppet on a string“ verließ Sandie Shaw die Hofburg als große Gewinnerin des Abends und schrieb mit ihrem Barfuß-Auftritt Song-Contest-Geschichte. Wie ein Jahr zuvor Udo Jürgens, der sich mit „Merci Chérie“ in die Herzen der Zuschauer sang – und mit seinem Sieg den Liederstreit nach Wien holte. Es sollte 48 Jahre dauern, bis Conchita Wurst dieses Kunststück ein zweites Mal gelang.
Peter Horton hat den Sieg vor dem Fernseher verfolgt. Und sich für die bärtige Diva mit der „großen Stimme“ gefreut. Trotzdem glaubt er, dass heutzutage Lichtshows oft mehr zählen als die Musik. „Das war früher anders“, ist er überzeugt. Aber auch damals gewann nicht immer der stärkste Sänger. Karel Gott kann ein Lied davon singen. 1968 sollte die „goldene Stimme aus Prag“ mit der Udo-Jürgens-Komposition „Tausend Fenster“ den Liederstreit erneut für Österreich gewinnen. Am Ende landete Gott auf Rang 13. Der Sieg ging nach Spanien – auf den Titel „La, La, La“ muss man erst einmal kommen ...