Internationale Pressestimmen zum Anschlag in Stockholm
Stockholm (APA/dpa/AFP) - Die Presse reagiert unterschiedlich auf den Lkw-Anschlag in Stockholm: Manche Blätter sehen düstere Vorahnungen be...
Stockholm (APA/dpa/AFP) - Die Presse reagiert unterschiedlich auf den Lkw-Anschlag in Stockholm: Manche Blätter sehen düstere Vorahnungen bestätigt, andere finden auch Tröstliches in den Momenten nach dem Schock.
„Svenska Dagbladet“ (Stockholm):
„Wenn es darauf ankommt, zeigen die Stockholmer einen Zusammenhalt und eine Solidarität, auf die man stolz sein kann. Wir werden daran erinnert, dass neue Zeiten eine neue Mentalität erfordern. Aber auch daran, dass die Kommunikationskanäle dieser neuen Zeit uns eine ganz andere Nähe zueinander geben, wenn das Schlimmste geschieht. Über Facebook können viele erleichtert erfahren, dass Angehörige und Freunde in Sicherheit sind. (...) Mitten in der Krise liegt etwas Tröstliches in diesem gemeinsamen Raum, der entsteht.“
„Dagens Nyheter“ (Stockholm):
„Als der Rauch sich langsam lichtete, war klar: Der Täter, welche perversen Ziele er auch gehabt haben möge, ist (...) gescheitert. Die Menschen haben sich zusammengetan, improvisiert, Ärzte aufgetrieben, die Arme ausgestreckt, um zu helfen. Stockholm wurde vorübergehend geschlossen, aber hat sich kurz darauf wieder geöffnet. Stockholm steht stark da. Stockholm zwingt ihr nicht in die Knie.“
„El Pais“ (Madrid):
„Die Menschen, die über die Drottninggatan spazierten, eine der wichtigsten Einkaufsstraßen von Stockholm (...) waren das gleiche terroristische Ziel wie die Leute, die im selben Moment über die Straßen von Paris, Brüssel, Madrid oder Rom spazierten. Alle Bürger stehen im Fadenkreuz eines Terrorismus, der durch das Schüren von Angst und Unberechenbarkeit die Säulen der freien Gesellschaft zum Einsturz bringen will.“
„La Stampa“ (Turin):
„In Stockholm ist vieles noch konfus. Eingedenk der Ereignisse im benachbarten Norwegen, als viele an ein jihadistisches Gemetzel dachten, bevor sie entdeckten, dass der Attentäter der blonde Rechtsextremist Andres Breivik war, sollte man keine voreiligen Schlussfolgerungen ziehen. Sicher ist, dass alle Indizien, von der Art und Weise der Attacke bis zu den ersten Erklärungen der schwedischen Behörden auf eine tragische Wiederholung der Taten von Nizza, Berlin und London hindeuten. Wenn es so wäre, wäre die allgemeine Meinung widerlegt, dass Schweden und Skandinavien idyllische Länder sind, Paradiese, die von der Gewalt, dem Verbrechen, den sozialen Spannungen verschont werden.“
„Süddeutsche Zeitung“ (München):
„Wie lange noch müssen die Menschen in den Städten diesen Horror erleben, wie oft noch wird sich ein Szenario wie in Stockholm wiederholen? Es gibt keine Antworten. Gewiss, die Sicherheit kann weiter erhöht werden, Fußgängerzonen oder Straßenfeste können abgeriegelt werden, als seien es Festungen. Trotzdem wird ein Mensch in seinem Wahn immer wieder andere Menschen finden, deren Leben er einfach auslöschen kann. (...) Die Täter verfolgen, so gestört sie auch sein mögen, einen kalten Plan. Sie wollen nicht nur einzelne Menschen, sondern die ganze Gesellschaft zerstören, durch Angst, Misstrauen, Hass und Überreaktion. Die Waffe dagegen ist die Sturheit selbstbewusster Bürger, die sich Offenheit und Freiheit von keinem Geisterfahrer nehmen lassen.“
„Neue Osnabrücker Zeitung“:
„Von Anschlag zu Anschlag fällt es immer schwerer, den Mutmach-Appellen der Politiker zu folgen. Das Leben müsse weitergehen, man dürfe sich dem Terror nicht beugen, sich die Freiheit nicht nehmen lassen, heißt es ein ums andere Mal. Das ist alles richtig. Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass viele Menschen belebte Plätze nur noch mit einem mulmigen Gefühl betreten. Mag sein, dass der Terror niemals siegen wird, wie SPD-Chef Martin Schulz formuliert. Genauso sicher ist aber leider auch, dass der Terror nicht zu besiegen ist.“