Fahrlässigkeit oder Brandstiftung Ursache in Pfaffenhofen
Hunderte Einsatzkräfte kämpften in der Nacht zum Donnerstag auf dem Gelände des Recyclingbetriebs in Pfaffenhofen gegen ein riesiges Flammenmeer. Die Brandermittler gehen von Fahrlässigkeit oder Brandstiftung aus.
Von Reinhard Fellner
Pfaffenhofen – Um 22.30 Uhr gingen am Mittwoch die Sirenen los. Auf dem westseitig gelegenen Gelände der PVC-verarbeitenden Tiroler Recycling GmbH (Höpperger, Daka) waren im Freien gelagerte Plastik-Ballen in Brand geraten. Als die Feuerwehr Pfaffenhofen mit Kommandant Christian Mader schon wenige Minuten später vor Ort war, brannte die Lagerfläche am Areal schon lichterloh. Brennende Wände türmten sich vor den Florianijüngern auf. Einsatzleiter Christian Mader zur TT: „Das Feuer hat sich durch das Material wirklich rasend schnell entwickelt. Da haben wir schon in Minuten gesehen, dass wir nachalarmieren müssen!“ Laut Polizei standen in kurzer Zeit immerhin 500 Tonnen PVC-Flaschen in Brand.
Das Material wirkte dazu nicht nur wie ein Brandbeschleuniger, sondern sorgte auch für eine enorme Rauch- und Hitzeentwicklung. Kommandant Mader: „Wir hatte nur Glück, dass es windstill war. So zog der giftige Rauch direkt in die Höhe.“ Ein Glück. Denn nur wenige Meter neben dem Areal beginnt in der Gemeinde bereits das Wohngebiet. So blieb es bei fünf Florianijüngern, die mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung behandelt werden mussten. Gestern Mittag konnte auch der letzte – ein Pfaffenhofer – wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden.
Schaulustige behinderten Einsatz
Zuvor folgten neun Feuerwehren und Einheiten von Polizei und Rettung der Alarmierung Maders. Insgesamt 330 Personen standen zur Bekämpfung des Großfeuers, das auf das Recycling-Hauptgebäude überzugreifen drohte, im Einsatz. Laut Einsatzleiter Mader waren alleine 270 bis 300 Feuerwehrleute der Feuerwehren Pfaffenhofen, Oberhofen, Flaurling, Polling, Telfs, Wildermieming, Mieming, Rietz, Silz und Seefeld vor den meterhohen Feuertürmen. Das benötigte Löschwasser hatten sich die Feuerwehren mittels Großleitung aus dem nahegelegenen Inn gepumpt.
Bei so viel Einsatz, Wagemut und Professionalität war es dann nicht nur für Mader erschreckend, in welche Gefahr Schaulustige sich und andere gebracht hatten. So stellten Gaffer ihre Autos einfach direkt auf den Straßen, ja, sogar auf der Brücke von Telfs nach Rietz ab, um das Schauspiel mitzuverfolgen. Dabei behinderten sie nicht nur die Einsatzkräfte, sondern brachten sich durch die giftigen Rauchschwaden – wohl unbewusst – auch selbst in Gefahr. Im Auftrag des Einsatzleiters musste die Polizei deshalb die Bundestraße B171 im Einsatzbereich von 22.55 bis 2.15 Uhr sperren.
Firmenchef Harald Höpperger bedankte sich gestern bei den Einsatzkräften. Durch sie sei man „noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen“. Der Schaden ist noch nicht bestimmbar.
Zeugenbefragung ab Donnerstag
Beim Augenschein am Donnerstag konnte die Brandgruppe des Landeskriminalamtes die Brandausbruchstelle lokalisieren. Die Ermittler schließen ein technisches Gebrechen oder eine Selbstentzündung aus. Die Brandursache ist demnach entweder Fahrlässigkeit oder Brandstiftung. Die Ballen, bei denen das Feuer ausgebrochen war, liegen an der Grenze des Firmenareals und sind von außen durch einen Maschendrahtzaun zu erreichen, erklären die Ermittler auf Nachfrage der TT. Die Zeugenbefragungen dazu starten am Freitag.