Tschechien startet neue Lkw-Maut-Ausschreibung
Prag/Wien (APA) - Das tschechische Verkehrsministerium hat ein neues Auswahlverfahren für die Errichtung und den Betrieb eines Lkw-Mautsyste...
Prag/Wien (APA) - Das tschechische Verkehrsministerium hat ein neues Auswahlverfahren für die Errichtung und den Betrieb eines Lkw-Mautsystem in der Zeit nach 2019 gestartet. Auch der österreichische Mautsystem-Betreiber Kapsch TrafficCom, der schon das bestehende tschechische Lkw-Mautsystem errichtet hat, will sich um den Auftrag bewerben.
Der Auftrag hat eine Laufzeit von zehn Jahren, das Auftragsvolumen wird mit 29 Mrd. Kronen (1,1 Mrd. Euro) beziffert, allerdings könnte der Preis angesichts der großen Anzahl an Bewerbern auch deutlich niedriger ausfallen, sagte Verkehrsminister Daniel Tok am Freitag laut tschechischen Medienberichten.
Außer dem österreichischen Anbieter Kapsch TrafficCom, der in Tschechien seit 2007 das bestehende und auf Mikrowellen-Technik basierende Lkw-Mautsystem betreibt, haben auch etliche andere Unternehmen unverbindlich ihr Interesse an dem Auftrag bekundet - darunter die slowakische SkyToll, der US-amerikanische Anbieter Xerox, die deutsche TollCollect oder der Mautsystem-Betreiber in Ungarn, Payment Services.
Die Interessenten haben nun zwei Monate für die offizielle Anbotslegung. Bis August 2018, bereits unter der künftigen neuen Regierung, soll dann das Verfahren ausgewertet und ein Vertrag mit dem Sieger unterzeichnet werden, so Tok.
Die neue Ausschreibung wird als „technologisch neutral“ präsentiert. Allerdings meinen Kritiker, dass die Satelliten-Technik vor der Mikrowellen-Technik bevorzugt werde. Der Grund sei, dass die Lkw-Mautpflicht ab 2020 um zusätzliche 900 Straßenkilometer erweitert werden soll. Das sei aber eigentlich nur mit der Satelliten-Technik möglich, sagen die Kritiker.
Kapsch werde „selbstverständlich“ an der Ausschreibung teilnehmen, weil es in Europa „nicht viele Aufträge für einen so unsinnig hohen Preis von 29 Mrd. Kronen gibt“, wird der Chef von Kapsch in Tschechien, Karel Feix, zitiert. Kapsch werde versuchen, seine bisherigen Investitionen in Tschechien so gut wie möglich zu nützen, auch wenn erkennbar sei, „dass sich der Staat ungeachtet ökonomischer Gesichtspunkte und der eigenen Interessen bereits für ein Satellitensystem entschieden hat“, sagte Feix.
Die Lkw-Maut wird in Tschechien bisher für ein Netz von mehr als 1.400 Kilometern Autobahnen und Straßen eingehoben. Die Erlöse steigen seit Jahren. 2016 brachte die Lkw-Maut eine Rekordsumme 9,89 Mrd. Kronen (377,5 Mio. Euro) ein. Heuer wird mit der Überschreitung der Zehn-Milliarden-Marke gerechnet.
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